Attersee und seine Freunde
Mittwoch, 13. Juni 2012 - 21:00 Uhr
Porgy & Bess
In Berlin beispielsweise entwickelten Günter Brus, Dieter Roth, Gerhard Rühm und Oswald Wiener neue Formen von Künstlermusik, die unter dem Titel „Selten gehörte Musik“ dargeboten wurden. Einer der wichtigsten Teilnehmer dieser Konzerte war Christian Ludwig Attersee, der ja selbst schon in den 60er Jahren als Musiker in unterschiedlichen Richtungen tätig war.
Das Markenzeichen Attersee, das schnell skandalumrankt in die europäische Malerei der 60er Jahre einen eigenständigen Keil stieß, war nicht nur Erfinder der Attersee-Sprache, sondern auch einer der entscheidenden Vertreter der Maler- und Dichtermusik der kommenden Jahrzehnte.
In der vorliegenden orlando records - Box finden wir eine Auswahl der Höhepunkte der atterseeischen Matineen und Abendveranstaltungen. So wird erstmals eine klingende Retrospektive aus diesem Schaffensbereich mit seinen Künstler-Freundinnen und -Freunden präsentiert:
Klaviertreiben stellt ein Doppelkonzert gemeinsam mit dem Universalkünstler Gerhard Rühm dar, das 1980 in Düsseldorf im Rahmen der Vernissage zur Attersee-Ausstellung „Die Tischärzte“ aufgenommen wurde.
1986 beauftragte die Linzer ars electronica Attersee aufgrund der großen Erfolge der 3 Attersee- Matineen im Wienr Museum des 20. Jahrunderts (1982, 1983, 1984) mit der Konzeption eines Abends im Linzer Brucknerhaus unter den Titel Attersee und seine Freunde, welche gleichermaßen die intellektuelle Kraft, aber auch die ungestüme Sinnlichkeit eines Künstlerkollektivs eindrucksvoll unter Beweis stellte. Mit H.C. Artmann, Wolfram Berger, Brigitte Schwaiger, Emmet Williams, Butch Morris, Arnulf Rainer, Peter Weibel, Markus Lüpertz, Hermann Nitsch, Ingrid Wiener, Dominik Steiger, Oswald Wiener, Gerhard Rühm, Ludwig Gosewitz, Geduldig und Thimann, Markus Lüpertz gelang Attersee ein hin- und herreißender Abend zwischen Literatur und aktionistischen Installationen, zwischen Bestätigung und Verunsicherung vor einem enthusiasmierten Publikum. Der österreichische Rundfunk erkannte damals den dokumentarischen Wert des Abend, woraus ein Beitrag in der Sendereihe Kunststücke entstand, der hier in Form einer DVD ebenfalls enthalten ist.
Die Atterseestunde, der Mitschnitt einer musikalischen Lesung im Rahmen der Salzburger Festspiele 1999 mit Attersees wichtigsten Sprechgesängen zu Klavier, dargeboten von ihm selbst sowie Prosa und Gedichte des Künstlers, gelesen von Bernd Jeschek rundet neben einem 132-seitigen Textbuch dieses Kompendium ab. Mitgestalterin des begleitenden Werkes ist u.a. Dr. Irene Suchy, der übrigens kürzlich der BA-Kunstpreis 2011 als beste Kulturjournalistin verliehen wurde.