WUNDER. Kunst, Wissenschaft & Religion vom 4.Jahrhundert bis zur Gegenwart

Sonntag, 04. März 2012 - 10:00 Uhr

Kunsthalle Krems

Dara Birnbaum: Technology/Transformation: Wonder Woman, 1978-1979. ? Dara Birnbaum, 2012. Courtesy Electronic Arts Intermix, (EAI), New York Dara Birnbaum: Technology/Transformation: Wonder Woman, 1978-1979. ? Dara Birnbaum, 2012. Courtesy Electronic Arts Intermix, (EAI), New York
Es gibt sie noch, trotz aller Vorbehalte, die Wunder. Es gibt sie in unserem Alltag als Dinge, die einen zum Staunen bringen: die Unendlichkeit des Alls, die Vielfalt der Schöpfung, die Aura einer geliebten Person oder ein Kunstwerk, das Wunder verspricht. Zwar ist ein Großteil unseres Wissens heute darauf ausgerichtet, die Wunder der Vergangenheit und der Gegenwart zu entzaubern, sie mit Verweis auf historische Tatsachen oder anhand wissenschaftlicher Beweise aus unserer modernen, technikorientierten Welt zu verbannen. Dennoch ist der Glaube an die Existenz von Wundern, zumindest dem Volksmund nach, ungebrochen. Wunder ist eine Ausstellung über die Grenzen abendländischer Rationalität an ihren Rändern, in Ihrem Innern und in ihrer Geschichte. Wunder ist ein Begriff, der die Grenzen sprengt. Die Ausstellung in der Kunsthalle Krems macht sich sein explosives Potenzial zunutze und begibt sich – über Zeiten und Disziplinen hinweg – auf die Spur des Wunders.
Nach antiker Vorstellung ist ein Wunder ein Ereignis, mit dem man nicht gerechnet hat und das man (noch) nicht erklären kann – nicht mehr und nicht weniger. Die heutige Vorstellung vom Wunder als religiöses Geschehen beziehungsweise als durchwegs positives Ereignis ist jüngeren Datums und Resultat einer religiösen und wissenschaftlichen Prägung im Abendland. In der christlichen Lehre ist die Frage nach dem rechten Glauben und gottgefälliger Lebensführung von Anfang an Gegenstand von Zweifeln. Dem Wunder kommt hier die Funktion des Beweises zu, der dem Gläubiger Halt gibt und die Unsicherheit nimmt. Während in anderen Religionen für das Wunder weder Raum noch systematische Notwendigkeit besteht die gesamte Schöpfung ist ein Wunder), ist sein Erscheinen im Christentum wichtig für den Erhalt und die Kontinuität des Glaubens. In anderen Kulturen und Religionen hat das Wunder einen anderen Stellenwert. Weder im Judentum noch im Islam spielt es eine besondere Rolle beziehungsweise wird zum Teil sogar ausdrücklich seine Interpretation als Zeichen Gottes oder der Öffnung der Welt auf eine offene Zukunft hin abgelehnt. In vielen anderen Kulturen ist das Wunder selbstverständlicher Teil der Realität, in der sich das, was Naturgesetz zu sein scheint jederzeit ändern kann.
Die Exponate aus allen gesellschaftlichen Bereichen zeichnen nach, wie die Verbindung von christlicher Religion und antiker Naturphilosophie unsere Vorstellung des Wunders geprägt hat. Das Wunder wird kenntlich als eine Öffnung in der Welt, aus der Wissenschaft und Kunst hervorgegangen sind. Während Erstere in ihrem Bestreben eher zweck- und zielorientiert ist, zeichnet sich die Kunst durch einen ungleich größeren Freiheitsdrang aus. Unsere gewohnten Sehweisen herausfordernd, verleiht sie den Sprüngen in unserem rationalen Gefüge stets neue Gestalt, stellt jedoch auch den utopischen Kern von Wundern zur Diskussion.

Öffnungszeiten: täglich, 10-18 Uhr

Termin

hAmSteR Events
Sonntag, 04.03.2012 10:00
bis Sonntag, 01.07.2012
Kunsthalle Krems
Museumsplatz 5
3500 Krems an der Donau
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