WUNDER. Kunst, Wissenschaft & Religion vom 4.Jahrhundert bis zur Gegenwart
Sonntag, 04. März 2012 - 10:00 Uhr
Kunsthalle Krems
Nach antiker Vorstellung ist ein Wunder ein Ereignis, mit dem man nicht gerechnet hat und das man (noch) nicht erklären kann – nicht mehr und nicht weniger. Die heutige Vorstellung vom Wunder als religiöses Geschehen beziehungsweise als durchwegs positives Ereignis ist jüngeren Datums und Resultat einer religiösen und wissenschaftlichen Prägung im Abendland. In der christlichen Lehre ist die Frage nach dem rechten Glauben und gottgefälliger Lebensführung von Anfang an Gegenstand von Zweifeln. Dem Wunder kommt hier die Funktion des Beweises zu, der dem Gläubiger Halt gibt und die Unsicherheit nimmt. Während in anderen Religionen für das Wunder weder Raum noch systematische Notwendigkeit besteht die gesamte Schöpfung ist ein Wunder), ist sein Erscheinen im Christentum wichtig für den Erhalt und die Kontinuität des Glaubens. In anderen Kulturen und Religionen hat das Wunder einen anderen Stellenwert. Weder im Judentum noch im Islam spielt es eine besondere Rolle beziehungsweise wird zum Teil sogar ausdrücklich seine Interpretation als Zeichen Gottes oder der Öffnung der Welt auf eine offene Zukunft hin abgelehnt. In vielen anderen Kulturen ist das Wunder selbstverständlicher Teil der Realität, in der sich das, was Naturgesetz zu sein scheint jederzeit ändern kann.
Die Exponate aus allen gesellschaftlichen Bereichen zeichnen nach, wie die Verbindung von christlicher Religion und antiker Naturphilosophie unsere Vorstellung des Wunders geprägt hat. Das Wunder wird kenntlich als eine Öffnung in der Welt, aus der Wissenschaft und Kunst hervorgegangen sind. Während Erstere in ihrem Bestreben eher zweck- und zielorientiert ist, zeichnet sich die Kunst durch einen ungleich größeren Freiheitsdrang aus. Unsere gewohnten Sehweisen herausfordernd, verleiht sie den Sprüngen in unserem rationalen Gefüge stets neue Gestalt, stellt jedoch auch den utopischen Kern von Wundern zur Diskussion.
Öffnungszeiten: täglich, 10-18 Uhr