Santiago Álvarez

Dienstag, 13. Dezember 2011 - 19:00 Uhr

Filmmuseum

Santiago Álvarez (1919-98) machte Pop Art - Agit Pop Art, um genau zu sein. Seine Filme sind wie Plakate, knallig, mit­reißend, aufregend und ­auf­wühlend, vor allem aber: klar. Die kubanische Revolution hatte in ihm einen Filmemacher, der ihr politisches Potential und ihre Erotik glaubwürdig in Kinobegriffe übertrug - ein Kommunismus, der so zart sein konnte wie ¡Mi hermano Fidel ...! (1977) und so zupackend-mächtig wie Now (1965, ein Lied von Lena Horne als Motor einer Attacke auf den US-Rassismus); so sezierend-­beißend in seiner Ironie wie L.B.J. (1968) und so brennend in seinem Hoffen wie El tigre saltó y mató pero morirá ... morirá ...!! (1973, Tribut an den von der chilenischen Junta im September ’73 ermordeten Sänger und Volkshelden Victor Jara)


Santiago Álvarez 1
Now (1965) s/w, 5 min
Cerro Pelado (1966) s/w, 35 min
Hasta la victoria siempre (Immer bis zum Sieg) (1967) s/w, 19 min
La guerra olvidada (Der vergessene Krieg) (1967) s/w, 19 min

„Gebt mir zwei Fotos, einen Schneidetisch und ein Musikstück; ­damit mache ich einen Film.“ Santiago Álvarez meinte das wörtlich, auch wenn’s dann doch nie bei bloß einem Bilderpaar blieb. Siehe Now, sein Manifestwerk: viele Time-Ausrisse, ein paar Meter bewegte Bilder vor allem von Polizeigewalttaten in den USA, dazu Lena Hornes seinerzeit daheim verbotenes „Hava Nagila“-Cover „Now“. Vertov goes Heartfield, cinema goes BOOOM! Stets bebt die Erde mit nackter Wut und brennender Sorge, wenn irgendwo auf der Welt Now durch einen Projektor läuft. Fünf Minuten, die eine ganze Kunst legitimieren. Ähnlich getrieben ist der Nachruf auf Che Guevara, Hasta la victoria siempre, den Álvarez auf El Jefes Geheiß in weniger als 48 Stunden gestalten musste, rechtzeitig für die Gedenkfeier auf der Plaza de la Revolución. Die Eile sieht man, und das macht nichts - man will sich ja an den Kanten und Scharten des Films schneiden, die Trauer über diesen Verlust spüren. (R.H.)

Termin

Flimmer Ratte
Agit Pop Art, Kommunismus, kubanische Revolution
Dienstag, 13.12.2011 19:00
Filmmuseum
Augustinerstraße 1
1010 Wien
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