GOM SU. 2000 Jahre Keramik aus Vietnam

Dienstag, 18. Oktober 2011 - 19:00 Uhr

MAK

Ein in dieser Vollständigkeit in Wien noch nie gezeigter Querschnitt durch die vietnamesische Keramikproduktion ist ab 19. Oktober 2011 in der MAK-Schausammlung Asien zu sehen. Die Ausstellung „GÔM SÚ’. 2000 Jahre Keramik aus Vi?t Nam“ spannt einen Bogen von ersten typisch vietnamesischen Formen bis zu bemerkenswert farben- und formenreichen Exponaten aus dem 15. und 16. Jahrhundert und gewährt gleichzeitig einen Einblick in die vietnamesische Kunstgeschichte.



Das europäische Wissen über ost- und südostasiatische Keramiken konzentriert sich auf chinesisches und japanisches Porzellan, das über Jahrhunderte durch intensiven Export global verbreitet wurde. Die Ausstellung „GÔM SÚ’. 2000 Jahre Keramik aus Vi?t Nam“ lenkt den Blick weg vom „Reich der Mitte“, das seine Nachbarländer zeitweise kulturell beherrschte, hin zur weniger bekannten, jedoch ebenso traditionsreichen und eigenständigen Keramikproduktion in Vietnam.



Ab dem dritten Jahrhundert v. Chr. war Vietnam, bedingt durch die Vereinigung Chinas unter Kaiser Quin Shihuangdi und dessen Expansionsbestrebungen, politischem und kulturellem Einfluss vor allem aus Südchina ausgesetzt. Grabbeigaben lassen darauf schließen, dass chinesische Techniken, Religionen und Kulte übernommen wurden, wobei auch künstlerisch eigenständige Ausdrucksformen gesucht wurden. Die typisch vietnamesische Henkeltasse geht auf diese frühe Zeit zurück. Sie wird in der Ausstellung mit herausragenden Beispielen beleuchtet, deren Ursprung in Metallformen aus Zentralasien sowie in Bronzegüssen, die aus Yunnan nach Vietnam vorgedrungen waren, liegt.



Die erstarkende innerasiatische Seefahrt ermöglichte ab dem siebten Jahrhundert n. Chr. intensive Handelsbeziehungen zwischen ost- und südostasiatischen sowie zentral- und westasiatischen Ländern. Die Keramikproduktion von Gebrauchswaren avancierte zu einem wichtigen Faktor für den Export. Formenvielfalt und variantenreicher Dekor charakterisieren die Keramiken dieser Zeit. Bemerkenswert sind insbesondere jene, die absichtlich mit farbigen Glasurspritzern dekoriert wurden. Dieser kalligrafische Gestaltungswille ist als Uminterpretation chinesischer Exportwaren zu lesen.



Die japanische Oberschicht brachte vietnamesischen Keramiken hohe Wertschätzung entgegen. In der Teezeremonie wurden Teeschalen aus der nordvietnamesischen Lý-Dynastie (1009–1225) verwendet, deren helle Glasuren und Dekors mit Lotusblättern ganz im Zeichen des Buddhismus standen. Thanh-Hóa-Töpfe fanden als Wasserbehälter Verwendung. Bei archäologischen Ausgrabungen in der Provinz Thanh Hóa entdeckte man in den 1930er Jahren große Vorratsbehälter mit figuralen und floralen Dekors, die nicht nur für den lokalen Gebrauch hergestellt wurden, sondern auch für den asienweiten Export. Ein in der Ausstellung gezeigter Thanh Hóa-Topf, der in Japan erworben wurde, dokumentiert, wie diese Töpfe in einem „fernen Land“ umfunktioniert wurden.



Während der Tran-Dynastie (1225–1400) gelang es Vietnam als einzigem asiatischem Staat, den Anstürmen der Mongolen unter Kublai Khan standzuhalten. In Kunst und Kultur orientierten sich die Herrscher an China, was sich in der Keramik sowohl im Stil wie auch in der Technik widerspiegelte: Weißes Steinzeug mit kobaltblauem Dekor wurde nahezu zeitgleich zum frühen chinesischen „Blau-Weiß-Porzellan“ hergestellt.



Seltene Vasen mit kobaltblauem Dekor sowie mehrfarbig figural bemalte Teller und Platten bilden einen Höhepunkt der Ausstellung. Diese Gruppe von facettenreichen Keramiken aus der Lê-Dynastie (1428–1527) ist vor allem aufgrund ihres Reichtums an Farben und Formen bemerkenswert.



In Keramiken sind kulturelle und technische Entwicklungen wie in kaum einem anderen Material ablesbar. Die umfangreiche Schau vietnamesischer Keramiken „GÔM SÚ’“, die zu einem großen Teil auf Objekten einer Privatsammlung beruht, führt das mit „CROSSOVER. Zwei Sammlungen – privat und öffentlich“ (26.10.2010–27.3.2011) erstmals verfolgte Konzept fort. Während bereits die Schau „CROSSOVER“, ebenfalls zum Teil basierend auf Objekten derselben Privatsammlung, einen Einblick in die Geschichte und Kunstgeschichte Koreas, Thailands und Kambodschas gab, stellt nun „GÔM SÚ’“ den Schöpfungsreichtum eines weiteren asiatischen Landes vor.



Die Ausstellung wird von einer Videoinstallation von Nives Widauer begleitet; Das 2006 entstandene Slow-Motion-Video kambium wird dreifach auf die Plateaus in der Saalmitte projiziert und setzt die erdige Farbigkeit der Keramiken aus Vietnam in einem heutigen Medium fort. Die meditativen Naturaufnahmen unterstreichen die ruhige Atmosphäre der Ausstellung und Ausstellungsarchitektur.

Termin

Public Access
Keramikausstellung, Vietnam, Videoinstallation, Kunstgeschichte,
Dienstag, 18.10.2011 19:00
bis Sonntag, 25.03.2012
MAK
Stubenring 5
1010 Wien
Merken
Links
Schließen
Zum eSeL Twitter Kanal


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Schließen
Zur eSeL Facebook Page


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Die Webanalyse durch Google Analytics wurde deaktiviert.