Passage to India

Sonntag, 09. Oktober 2011 - 13:00 Uhr

Filmcasino

Filmprogramm zur Ausstellung
Phantome. Metamorphosen. Animismus im Film


13 Uhr: Philip Scheffner – The Halfmoon Files

The Halfmoon Files D 2007, s/w & Farbe, OmdU, 87 min; Regie, Drehbuch, Ton, Schnitt: Philip Scheffner; Kamera: Philip Scheffner, Astrid Marschall

Was zunächst nur eine Stimme aus dem Jenseits ist, gewinnt nach und nach Konturen. Recherchen bringen mit diesem krächzenden Soundfile eine Nummer in Verbindung, und mit dieser Nummer geht ein Name einher. Die Ordnungsliebe eines deutschen Wissenschaftlers hat zwar mit über 250.000 Schellacks eine unüberschaubare Quantität an gespeicherten Tondokumenten geschaffen, aber keine Qualität. Gesichter treten aus dem Nebel der Erinnerung und schauen stolz und selbstbewusst aus alten Dias. Der gesuchte Name ist nicht darunter.
Akribisch Gesammeltes ist tote Information, kein lebendiges Wissen. Es reicht gerade für einen Geist. In einem Gefangenen-lager des Ersten Weltkriegs, in Wünsdorf bei Berlin, wurden feindliche „Exoten“ festgehalten, die wehrloses „Forschungsmaterial“für deutsche Ethnologen und – ja – Rassenforscher waren: Afrikaner und Asiaten, die für ihre Kolonialmächte, Frankreich und England, gegen die Deutschen kämpften. Es waren so viele Muslime unter ihnen, dass sogar eine Moschee für sie gebaut wurde. Die turbangeschmückten Köpfe der fremden Krieger wurden vermessen. Die Durchschnittsgröße von Sikhs ergab aber keine richtungsweisenden Forschungsergebnisse, sondern nur lange Tabellen. Die deutsche Kriegspropaganda hat im Lager Wünsdorf Filme, in denen die Gefangenen als Krieger auftreten mussten, gedreht. Filme, die mithilfe der zahllosen verfügbaren Statisten die Grausamkeit der späteren Siegermächte sehr glaubhaft ins Kino bringen sollten. Scheffner spannt den Bogen über fast hundert Jahre Zeit und tausende Kilometer Distanz. Er legt Mosaikstein an Mosaikstein, bis trotz der scheinbaren Zufälligkeit seiner Auswahl eine zwingende Kausalität entsteht, der sich niemand entziehen kann.(wbd)



15 Uhr: Amit Dutta – Special

Kramasha (To be Continued) Indien 2007, Farbe, 23 min; Regie, Drehbuch: Amit Dutta; Kamera: Savita Singh; Schnitt: Arun Bali; Musik: Ajit Singh Rathore

Sonchidi (Golden Bird) Indien 2011, Farbe, Hindi OmeU, 55 min
Mit Nitin Goel, Gagan Singh Seth

Mit freundlicher Unterstützung der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen

„Im Wachzustand erschienen mir alle diese Geschichten unsinnig. Nur in meinen Träumen wird mir die Bedeutung bewusst.“
(aus Kramasha)
Dieser Satz aus einem seiner Filme mag als kompakt gefasste Begründung dafür dienen, dass Amit Dutta einen Platz in dieser Filmreihe zum Animismus haben muss.
Dutta ist zweifellos ein Filmemacher, der mit fast jeder seiner Arbeiten Traditionen und Mythen Indiens berührt, und – so weit dies zwischen Kulturen überhaupt möglich ist – versucht, diese in seiner Sprache zu übermitteln. Er ist ein vielseitiger Filmemacher, häufig Gast und Preisträger auf internationalen Filmfestivals. Die Auswahl aus seiner Arbeit für diese Reihe lässt seinen Fokus auf dem Geschichtenerzählen erkennen. Immer wieder unterlegt er seiner jeweiligen Erzähltechnik auch eine bestimmte Bildsprache.Zwischen indischer Mythologie und persönlicher Symbolik oszillieren die Werke Amit Duttas, dessen einzigartige Bildsprache oft mit Sergej Paradshanov verglichen wird.



Termin

Public Access
Sonntag, 09.10.2011 13:00
bis Montag, 17.10.2011
Filmcasino
Margaretenstraße 78
1050 Wien
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