G.R.A.M. - Hohes Haus

Dienstag, 13. September 2011 - 18:00 Uhr

Galerie Christine König

Hohes Haus

Hier kommt zusammen, was eigentlich nicht zusammen gehört. Wenn die Abgeordneten in Parlamenten ihre verbal geführten Auseinandersetzungen über Handgreiflichkeiten entladen, wird die Demokratie ad absurdum geführt. (Körperliche) Gewalt, so der common sense, ist ein Widerspruch zu einer zivilisierten politischen Kultur, wie er in Parlamenten gepflegt werden soll. Und doch arten die unterschiedlichen Auffassungen in Sachfragen immer wieder rund um den Erdball in Raufereien aus. Bilder von mehr oder weniger deutlichem Raufhandel gibt es unter anderem aus Parlamenten in Asien und Europa, aus jüngster Zeit sind Fälle aus Südkorea, Thailand, der Ukraine oder der Türkei bekannt.

Pressefotos frieren diese Momentaufnahmen der politischen, meist männlichen Erregung ein. Zu sehen sind Menschengruppen in erstarrten Haltungen, wobei Abgeordnete gewürgt und gestoßen, geschoben, gerempelt oder Ähnliches werden. In einigen Szenerien erinnern die Abbilder der übersteigerten Leidenschaft an (barocke) Gemälde mit religiösen Motiven: Hell-Dunkel-Szenerien, gepaart mit manierierten Posen, pathetischen Armhaltungen, fratzenhaften Antlitzen oder dynamischen Körperverwicklungen.

Die Grazer Künstlergruppe G.R.A.M. hat aus einer Vielzahl internationaler Pressefotos zehn Motive von Schlägereien in internationalen Parlamenten ausgewählt und mit Statisten an einem realen Ort der Politik - dem Gemeinderats-Sitzungssaal der Stadt Graz - nachgestellt. Dieses Reenactment verweist einerseits auf die unterschiedliche Lesbarkeit der zeitgeschichtlichen Bild-Zeugnisse und befragt den Wirklichkeitscharakter des Mediums der Fotografie. Das Inszenieren des Spontanen verunsichert und stellt Fragen: Was sind die Gründe für die Aversionen in der Männerrunde? Ein Abbild der Wirklichkeit oder ein performativer Akt?

Mit der nachgestellten Serie der handgreiflich gewordenen Politiker baut G.R.A.M. auch eine inhaltliche Brücke zu dem bereits 1999 realisierten Projekt Unschuldige Anarchisten, in dem Szenenbilder aus klamaukhaften Stan & Olli-Filmen nachgestellt wurden.

Termin

Public Access
Demokratie ad absurdum, Aversionen in Politik, körperliche politische Gewalt
Dienstag, 13.09.2011 18:00
bis Samstag, 22.10.2011
Galerie Christine König
Schleifmühlgasse 1a
1040 Wien
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