Hongkong – Momente der Stille
Montag, 22. August 2011 - 19:00 Uhr
Galerie Michaela Stock
Finissage: Montag, 22. August 2011, ab 18 h
Ob New York City, Chicago oder Tel Aviv. Paris, London oder Rom – die Metropole war immer eine Quelle der Faszination für Frank Wegner. Die Menschen im Schatten der Wolkenkratzer, das alltägliche Leben in einer Millionenstadt. Er verdankt seine regelmäßigen Besuche in Hong Kong dem Zufall. Und obwohl es ihn bis dahin nicht besonders nach Asien gezogen hatte, tauchte er doch schnell ein in diese Stadt, die es zu entdecken galt. Dabei sollte er die Hauptstraßen meiden und sich auf die vielen verborgenen Winkel konzentrieren.
Klischees außer Acht lassend, zeigt Frank Wegner, dass man selbst in einer gigantischen Metropole laufend Momenten der Stille begegnen kann: während sich ein Junge über zwei Kaffestühle ausstreckt, hat irgendwo abseits der Straße eine Frau ihre Schuhe ausgezogen und ein Mann geht seinen morgendlichen Gebeten nach. Frank Wegners Fotografien sind ruhige, optische Oasen in einer visuell überwältigenden Megastadt.
Wir sehen kontrastreiche Bilder, welche von einem Fotografen stammen, der bis zum Jahr 2000 exklusiv in Schwarz und Weiß arbeitete. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum seine Hong Kong Fotos mit einer solchen Intensität komponiert sind: Lebhafte Farben untermalen seinen Stil der arrangierten Linien und strukturieren das Bild.
Er widmet sich der Straßenfotografie, speziell den Menschen in ihrer urbanen Umwelt. Seine Bilder sind keine zufälligen Snapshots eines flüchtigen Stadtlebens, sondern stellen selbstbewusste Aufnahmen dar. Der Fotojournalist richtet seine Kamera auf anscheinend zufällige, unbeobachtete Augenblicke, in denen die Zeit zum Stillstand gekommen ist – weit entrückt von den tausenden von quietschenden Autos, die sich ihre Wege durch die Halbinsel bannen.
„Ich näherte mich den Arbeiten dadurch, dass ich Henri Cartier-Bresson und René Burri – generell die „Magnum“ Fotografie vor dem geistigen Auge hatte.“ Das Leben zu beobachten, es einzufangen ohne es zu ändern, den Inhalt und die Form harmonisierend: das ist Frank Wegners fotografische Überzeugung. Er ist immer auf der Suche nach dem „unmarkierten, entscheidenden Moment.“
(Textauszug: Katrin Ullmann über Frank Wegner. In: Leica Fotografie International, 4/2006, Mai/Juni Ausgabe, S. 20-23)