Amy Croft up there down there

Donnerstag, 30. Juni 2011 - 19:00 Uhr

Künstlerhaus

“Camouflage is the art of visual deception. And an understanding of the nature of visual deception demands an understanding of the fundamentals of visual perception.”
John L. Scott, László Moholy-Nagy und György Kepes


up there down there ist die erste Einzelausstellung der in Wien lebenden britischen Künstlerin Amy Croft. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die physische und psychologische Situation von Orientierung und Desorientierung in gebauter Umwelt bzw. die Frage, wie durch unterschiedliche Perspektiven und Medien die Wahrnehmung einer Stadt und die Fähigkeit, sich damit zu identifizieren bzw. sich davon zu differenzieren, bestimmt werden. Die Arbeiten in der Ausstellung nehmen einerseits auf die Recherche der Künstlerin zu gegenwärtigen stadtplanerischen Programmen Bezug, andererseits auf zwei spezifische Positionen in der modernistischen Geschichtsschreibung der Stadtplanung: auf den ungarischen Künstler und Designer György Kepes und den amerikanischen Stadtplaner und Autoren Kevin Lynch.

Die von der Künstlerin für die Galerie des Künstlerhauses entwickelte neue Arbeit besteht aus einer Video-Installation und einer Serie von Plexiglas-Skulpturen, die eine Abfolge von Farben und Dimensionen demonstrieren. Zwei historische Artefakte, die die historischen Bezugspunkte der Ausstellung umreißen, umrahmen das Werk. Die beschrifteten Panele kommunizieren jene Ideen und Begriffe wie „distortion“, „form simplicity“ and „visual scope“, die Kepes in Principles of Camouflage und Lynch in Form Qualities definieren, und führen in das Wechselspiel zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit ein. Das Video zeigt eine fortlaufende Kamerafahrt. Die Kamera gleitet über die Flächen der Plexiglas-Skulpturen. Auch diese werden, wie die wandernde Kamera, in Bewegung gesetzt: durch zwei Figuren die sich durch den gefilmten Raum bewegen und diesen organisieren, begleitet von einem Soundtrack, der sich auf die die Kakofonie und Harmonie einer Stadtlandschaft stützt. Durch die Kombination von verschiedenen Medien wird die Wahrnehmung des Betrachters von Fläche und Raum in der Ausstellung selbst in permanente Bewegung gesetzt: von der Stadt zur Fläche einer gedruckten Seite, zu Flächen der opaken und transparenten Plastiken, zur Fläche der illusorischen Projektionsleinwand, zum beweglichen Bild des Videos und zur collagierten Geräuschskulisse der Stadt.

Zwei historische Artefakte verknüpfen das Interesse der Künstlerin in Kepes’s Design-Theorien mit dem Thema der Camouflage: die Fotografie Juliet with Peacock Feather (1938) von Kepes und der Artikel Civilian Camouflage Goes into Action aus der Zeitschrift Civilian Defense (Juni 1942), verfasst von John L. Scott, László Moholy-Nagy und György Kepes. Die Künstlerin betrachtet Camouflage als einen durchlässigen Layer oder eine Linse zwischen den zwei Raumperspektiven zur Orientierung: das Luftbild und der Streetview. Damit stellt Croft die Frage, ob Schemata der Stadtplanung, Verwaltungsprogramme des Stadtmarketings, oder einfach ein bestimmter architektonischer Stil der Stadt als eine Form der Camouflage betrachtet werden kann? Und wenn ja, welchen Effekt würde eine solche Kontrolle der Wahrnehmung auf das getarnte Subjekt ausüben?

1942 wurde Kepes vom U.S. Kriegsministerium berufen, einen Kurs über urbane Camouflage-Techniken im New Bauhaus in Chicago zu unterrichten. Für diese Aufgabe wandelte er seine Ideen über die Kommunikation mittels Design in Fehlkommunikation um. In den 1960er Jahren erweiterte Lynch in seinen Thesen The Image of the City Kepes’ Gedanken zur visuellen Organisation auf die urbane Umwelt. Er definierte spezifische formale Eigenschaften wie „form simplicity“, „directional differentiation“ oder „visual scope“ als Mittel für Designer und Stadtplaner, um Identifikation mit der Umgebung zu kreieren.
up there down there funktioniert auf zwei Ebenen: Die Plastiken und die Video-Installation verwenden das Ausstellungsszenarium als eine Modalität für Orientierung und Desorientierung, während die Artefakte die Wahrnehmung als etwas kontextualisieren, das immer gestaltet und vermittelt ist. Damit wirft die Ausstellung Fragen über die Auswirkung zeitgenössischer Praktiken der Stadtplanung und der Ästhetisierung der Identität in der Stadt auf.


Amy Croft (*1983) lebt und arbeitet derzeit in Wien. Zu ihren bisherigen Ausstellungen gehören: BAND, Fluc Wanne, Wien (2010), Amy Croft & Demoraum Akademie Wien, Grazer Kunstverein, Graz und Akademie der bildenden Künste, Wien (2010), Made in the Dark, Haus der Architektur, Graz (2009), This is the Front Room, The Elephant in the Corner at Madame Lillies, London (2009). Sie hat studiert in Wimbledon School of Art, London und an der Akademie der bildenden Künste, Wien, in der Klasse von Prof. Monica Bonvicini.

Termin

Public Access
Camouflage, Visual Deception,
Donnerstag, 30.06.2011 19:00
bis Samstag, 30.07.2011
Künstlerhaus
Karlsplatz 5
Obergeschoß
1010 Wien
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