Parasitäre 3Faltigkeit

Donnerstag, 12. Mai 2011 - 21:30 Uhr

Ve.Sch Schikanedergasse

Minidrama
von Katharina Heistinger & Dominik Castell

Kapitel XL
Wie und in welcher Ordnung man den Zuschauern ihre Plätze anweist

Es ist eine Sache von großer Wichtigkeit und eine große Plage, mit der Plazierung der Zuschauer betraut zu sein, wenn Aufführungen stattfinden. Dennoch ist niemals Mangel an solchen, die sich um diesen Dienst bewerben, besonders um denjenigen, den Damen ihre Plätze anzuweisen. Dafür ist immer eine ganze Menge Leute zu haben, so daß auch, wenn sich Gelegenheiten täglich darböten,
ihrer im Überfluß zu haben wären. Deshalb achte man darauf, Leute von Jahren und Takt damit zu beauftragen, daß sie keinen Verdacht und Anstoß erregen. Um zur Sache zu kommen, so sind die Damen in der Orchestra oder, sagen wir, in dem Drittel des Saales zunächst an der Bühne, unterzubringen. Dabei achte man darauf, in den ersten Reihen, nämlich nah an der Rampe, die minder vornehmen zu setzen und so weiter, je nach dem Rang. Auch denke man daran, die Schönsten unter ihnen immer in die Mitte zu setzen, damit diejenigen,
die auftreten und die Mühe haben, sich an dem schönen Anblick erholen und so ihre Aktion fröhlicher, sicherer und herzhafter durchzuführen.

In die letzte Reihen werde die ältesten Damen zu setzen sein, mit Rücksicht auf die Nachbarschaft der Männer, um jeden üblen Schein fern zu halten, der sich ergeben könnte. Diejenigen, denen das Platzieren der Männer zufällt, müssen Leute von Autorität sein und,
wenn möglich, mit allen oder wenigstens mit der Mehrzahl bekannt. Und zwar deshalb, weil beim Anweisen der Plätze anzustreben ist,
daß die unwissenden und geringen Leute auf den Stufen und an den Seitenwänden Platze nehmen mit Rücksicht auf die Unvollkommenheit der Maschinen, die mitunter auf solchen Plätze ins Auge fallen, weil nämlich die Leute von jener Art nicht so genau darauf achten. Aber die gewitzigten und feinen Leute müssen unten auf dem Saalboden ihre Plätze erhalten, so nah als möglich an der Mitte, in der zweiten und dritten Reihe wo sie größeren Genuss haben, da an dieser Stelle alle Teile der Szene und die Maschinen sich am vorteilhaftesten darstellen und jene nicht imstande sind, die Fehler wahrzunehmen, die mitunter nur zu sehr bemerkbar sind, wenn man sich auf den Stufen oder an den Seitenwänden befindet, wie schon gesagt.

Termin

Public Access
Minidrama, Platzierung der Zuschauer, Ve.Sch
Donnerstag, 12.05.2011 21:30
Ve.Sch Schikanedergasse
Schikanedergasse 11
1040 Wien
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