Re-Release: Moos auf den Steinen

Freitag, 25. Februar 2011 - 20:45 Uhr

Filmarchiv Austria

A 1968
REGIE Georg Lhotsky
BUCH Georg Lhotsky, nach dem gleichnamigen Roman von Gerhard Fritsch
KAMERA Walter Kindler
SCHNITT Hannelore Klimitschek
MUSIK Friedrich Gulda
MIT Erika Pluhar, Heinz Trixner, Wilfried Zeller-Zellenberg, Fritz Muliar
PRODUKTION West-Film, Wien 79 Minuten, 35mm, s/w


Re-Release präsentiert im Februar Georg Lhotzkys stilistisch markante Gerhard-Fritsch-
Verfilmung MOOS AUF DEN STEINEN aus dem Jahre 1968, die in der heimischen Filmgeschichtsschreibung gerne als erster Exponent des »Neuen Österreichischen Films« gehandelt wird.

Vergangenheit und Gegenwart. Diese zwei Pole sind im Kontext von Georg Lhotzkys vielzitierter Adaption von Gerhard Fritschs gleichnamigem Debütroman (1956) in verschiedener Weise von Bedeutung. Zum einen auf inhaltlicher Ebene: MOOS AUF DEN STEINEN erzählt von einer verschwindenden, donau-monarchistisch geprägten Welt, von einer disparaten Gruppe an Personen (ein dauerquasselnder Geschäftsmann, ein stiller Literat, eine Baronesse, ein nachdenklicher Baron), die sich an einem Wochenende auf einem verfallen, barocken Landschloss begegnen und in deren Lebensauffassungen unterschiedliche »Österreich-Bilder« gespiegelt sind, wie auch der Ort an sich, dass Marchfeld-Schloss, zum »Symbol für Österreich« (Gerhard Fritsch) gerät. Zum anderen lässt sich Lhotzkys Kinodebüt auch in seiner Produktionsgeschichte zwischen Gestern und Heute positionieren. MOOS AUF DEN STEINEN (1968) ist ein Schwellen-Film, der dem Trümmerzustand der österreichischen Filmwirtschaft trotzte und sich aus Eigenleistungen der Filmemacher, bescheidenen Subventionen und Sachleistungen des ORF finanzierte – nicht zuletzt deshalb markiert der Film gemeinhin den Beginn des »Neuen Österreichischen Films«. Und schließlich ist es, freilich eng mit Inhalt und Produktion verbunden, seine formalästhetische Haltung, in welcher die beiden Pole Vergangenheit und Gegenwart wirksam sind. MOOS AUF DEN STEINEN ist der ambitionierte Versuch, den ausgetreten Erzählpfaden des heimischen Kinos eine mutige, internationale Filmsprache entgegenzusetzen, zeichnet sich aus durch eine agile Kamera, die gerne in Plansequenzen schwelgt, durch elaborierte Bild- und Tonentkoppelungen, sprich: durch eine Montage und Mise-en-Scène, die insbesondere für den – durchaus ambivalenten – Schmerz der Erinnerung, der dieser Geschichte zugrunde liegt, immerzu sinnbildliche Entsprechungen bereithalten. »Spielt’s Wirklichkeit, Kinder«, heißt es am Ende im Film. Ein (innerer) Zuruf, der sich in gewisser Weise auch als Forderung nach einem mehr an Realismus im österreichischen Kino lesen lässt. Ein Forderung, der aber – wie man weiß – in den folgenden Jahren (oder auch: Jahrzehnten) nur zögerlich nachgekommen wurde (das Fernsehen war da mit Blick auf die wirklichkeitsnahen Fernsehspiele in den Siebzigern schon schneller). Die Vergangenheit hält lange an.

Termin

Public Access
Freitag, 25.02.2011 20:45
Filmarchiv Austria
Obere Augartenstraße 1e
1020 Wien
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