Maria Bussmann - Long Beach, NY

Freitag, 26. November 2010 - 19:00 Uhr

secession

Eine zeichnerische Reise, eine gedankliche Reise, eine Reise der besonderen Art: Maria Bussmann lädt die BesucherInnen in der Ausstellung Long Beach, NY im Grafischen Kabinett der Secession zu einem Strandspaziergang ein. Auf 20 Metern einer Endlosrolle selbstdurchschreibenden Telex-Fernschreibepapiers schickt sie eine gezeichnete Grußbotschaft von New York nach Wien und entführt BetrachterInnen in ihren persönlichen Kosmos aus Erinnerung und Imagination.

In ihren Zeichnungen geht Maria Bussmann häufig von philosophischen Texten aus. Die Künstlerin transferiert dabei die Bildideen, die sie während des Lesens und Verarbeitens der Schriften von Martin Heidegger, Maurice Merleau-Ponty oder Ludwig Wittgenstein entwickelt, in den zweidimensionalen Raum. In meist größer angelegten Serien zeigt Bussmann Gedankenbilder und Assoziationsketten, die weniger als Illustration der Texte, sondern vielmehr als offene Kommentare zum philosophischen Denken zu verstehen sind. Ihre Arbeiten sind darüber hinaus der beharrliche Versuch, der epistemologischen Qualität des Mediums Zeichnung auf den Grund zu gehen. Für Bussmann ist die Zeichnung die direkteste Form künstlerischen Ausdrucks, der unmittelbar in Verbindung mit Gedanken steht. ,,Der Prozess des Zeichnens ist für mich ein Ins-Bild-Bringen von Gedanklichkeiten.", so die Künstlerin, ,,Es heißt zwar, wir denken in Bildern, aber das Denken ist auch an Sprache geknüpft - Zeichnungen sind also auch Sprachbilder."

Für Long Beach, NY tauscht Maria Bussmann die philosophische Basis ihrer Zeichnungen gegen eine alltägliche - sie verhandelt einen mehrwöchigen Strandaufenthalt in Long Beach in der Nähe von New York, eine Stadt, die neben Wien zu ihrem zweiten Lebensmittelpunkt geworden ist. Entsprechend der Methode der Écriture automatique generiert die Künstlerin fortlaufend Strand-, Meeres-, Himmelsszenarien. ,,Die Formel lautet: Wasser und Sand, Sand und Wasser - in unzähligen Variationen, theorethisch endlos, genau wie die Papierrolle und ihr Durchschlag", so die Künstlerin über ihre Zeichnung: ,,Auch wenn die Arbeit diesmal nicht an einen philosophischen Text gekoppelt ist, ist sie doch eine Ideenarbeit, die Konzepte, Wünsche und Gedanken mittransportiert - eine private Meditation sozusagen."

In der im Grafischen Kabinett der Secession gezeigten Arbeit gleicht die Künstlerin einer gedankenverlorenen Strandläuferin, die versucht, das Leben vor Ort zu fixieren, das sich ihr aber kontinuierlich zu entziehen scheint und im Durchschlag des Papiers noch weiter verflüchtigt.

Maria Bussmann bedient sich in ihrer Zeichnung unterschiedlicher Kodierungen: Striche, Schraffierungen, Punkte und Kringel gehören genauso zur Technik der Zeichnerin wie die Reflexion auf die Flächigkeit und Räumlichkeit der dargestellten Szenen.

Der Anfang der 20 Meter langen Arbeit geht über die Tischkante hinaus. Das Telex-Fernschreibepapier, ein weitestgehend in Vergessenheit geratenes Kommunikationsmedium, dessen Verwendung den kommunikativen Charakter der Zeichnung einmal mehr unterstreicht, wird auf einem Hochtisch präsentiert: der Wellenschlag des dünnen Papiers verleitet zu Einblicken, die Ecken führen zu Störungen und Irritation. Die Zeichnung reduziert sich in ihrer Darstellung auf einen menschenleeren Strand, auf Wasser und Sand. Nur wenige strandübliche Gegenstände und infrastrukturelle Einrichtungen gliedern sie und zeugen von der Kultivierung des Strandes.

Die BetrachterInnen gehen im selben Moment an der Zeichnung und am Strand entlang - sie können fortschreiten und wieder zurückgehen, sie können vergleichen und abwägen, sie können wahrnehmen und differenzieren bis sie ,,zum Ende" kommen, das in der noch übrigen Papierrolle verschwindet und gleichermaßen verschlossen wie offen bleibt.

Termin

Public Access
Freitag, 26.11.2010 19:00
bis Sonntag, 13.02.2011
secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
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