Ausstellung PS/Parolen & Slogans

Dienstag, 02. November 2010 - 15:00 Uhr

Theater Nestroyhof Hamakom

Exhibition: 2. - 27. Nov. 2010

Opening: Monday 1. Nov., 2010, 19:00

Speaker: Ernst Woller





LESARTEN EINER GESELLSCHAFT

Ein interdisziplinäres Projekt zu gesellschaftlichen Massenbewegungen, Parolen und Slogans

- im Rahmen des Monats der Fotografie



READINGS OF A SOCIETY
An interdisciplinary project of mass movements in society,

catchphrases and slogans

- within the Month of Photography

(please scroll down for English info)





[D]

Anna Mitterer (AT), Christa Zauner (AT), Evan Roth & Chris Sugue (AU), Francois Dufrêne (FR), G.R.A.M. (AT), Jacques Villeglé (FR), Klaus Staeck (DE), Lichtfaktor (DE), Nora Denes (HU), Robert Kummer (AT), Pipilotti Rist (CH), Raimond Hains (FR)

Public Relations ist ein weit gefasster Begriff für die Gestaltung der öffentlichen Kommunikation von Organisationen, Unternehmen, Behörden, Ideen oder Einzelpersonen. ,,Yes, we can" - drei Worte, mit denen Barack Obama seine Wähler zu einem Wechsel der herrschenden politischen Verhältnisse mobilisierte. Mit den vier Worten ,,Wir sind das Volk" demonstrierten zwanzig Jahre zuvor Bürger der DDR, um den politischen Wandel im Osten herbeizuführen. Fünfzig Jahre davor lösten die Nazis im Deutschen Reich mit ,,Sieg Heil!" und ,,Juda verrecke!" eine Welle von Hass, Aggression und Mordlust aus. ,,Liberté, égalité, fraternité" hieß die Parole, die die französische Aristokratie unter das Fallbeil der Guillotine schickte. In Österreich versuchte die FPÖ in jüngerer Vergangenheit mit Slogans wie ,,Daham statt Islam" politisches Kapital zu schlagen.

Der Mechanismus von Parolen für politische Massenbewegungen, von gesellschaftspolitischen und kommerziellen Schlagworten, wirkt durch den extremen Pathos der Reizworte und durch eine knappe Form, die keine Differenzierung zulässt. Was aber, wenn die Zeiten der Euphorie verflogen sind und der Alltag wieder einkehrt? Yes, we can?

Ausgangspunkt von Christa Zauners Projekt ist die Überlegung, was entsteht, wenn man das ,,Yes, we can" beim Wort nimmt, wenn man nachfragt: Was können wir tatsächlich? Ist es nur eine Phrase, die wie der Mythos vom amerikanischen Traum eine gewisse Zeit lang als Sedativ der Unzufriedenen, der Unterbezahlten und Armen dient? Muss man diese Parolen also im Sinne von Wittgensteins ,,Sprache ist Verhexung des Geistes" sehen? Oder sollte man auch mit Friedrich Nietzsche die Frage stellen, ob sie nicht im Guten wie Schlimmen eine Illusion vorspiegeln (z.B. die Illusion, als einzelner Wähler tatsächlich etwas beeinflussen zu können), die jedem Handeln zugrunde liegt, es auslöst?

Das Projekt setzt mit der Ausstellung einen Diskurs: Die Künstler gehen von diesen Fragen aus und suchen über die künstlerischen Interpretationen zu den Phrasen, die das gesellschaftspolitische Leben prägen und den Einzelnen manipulieren, zu einem kulturpolitischen Dialog über die unbewusste Beeinflussung anzuregen.



Arbeiten

PIPILOTTI RIST zeigt eine Videoarbeit, die die alltägliche Manipulation durch Werbung thematisiert: Eine Frau im Supermarkt (die Künstlerin), teils überblendet und verkleinert (das Individuum nivellierend und Störfaktoren im Bild), suggeriert den Betrachtern, dass ,,immer etwas gebraucht wird" und wird so u.a. zum Anlass zur (Selbst-)Reflexion.

KLAUS STAECK, der seit Anfang der 70er Jahre politische Fotomontagen in der Tradition des Dadaisten John Heartfield produziert, präsentiert mit seinen Plakaten Gegenentwürfe zu politischen Parolen.

LICHTFAKTOR: Die beiden Künstler präsentieren an der Schnittstelle zwischen Werbung und Politik eine Installation im öffentlichen Raum, bei der sie ,,mit Licht in die Nacht zeichnen".

EVAN ROTH & CHRIS SUGUE: Evan Roths Spektrum erstreckt sich von netz- und kulturkritischen zu medienästhetischen und analytischen Arbeiten im Bereich typografischer Animationsfilm, Medienkunst und politischem Aktivismus. Für ihr interaktives Ausstellungsprojekt haben Evan Roth & Chris Sugue eine Software entwickelt, die Schrift in Bild, Ornament verwandelt.

ANNA MITTERER Videofilm "Tagline" zeigt einen Dialog zwischen zwei Rollenmodellen, der ausschließlich aus Werbeslogans besteht. Die weiblich bzw. männlich konotierten Slogans sind zwei Protagonisten, einer Frau und einem Mann, zugeordnet. Das Paar versucht, subjektiv-emotional aufeinander zu reagieren, doch sein Text besteht ausschließlich aus ,,Taglines" (Slogans). Die Dramaturgie dieser Worthülsen läßt einen kausalen Zusammenhang entstehen, der die Übertragung (bzw. Travestie) von Taglines in die Form des privaten Dialogs wahrnehmbar macht.

CHRISTA ZAUNERS großformatige analoge Foto ,,Anderssein" zeigt das Porträt einer Unbekannten hinter einer schwarzweißen Stadtkulisse; ein zum Bild führender roter Teppich, rückt es in Beziehung zur medialen Praxis, bestimmte Personen gezielt herauszustellen. Die Gewöhnung an die ,,Exklusivität" Einzelner, die immer eine Ausgrenzung vieler Anderer bedeutet, wird hinterfragt. Mit der Installation ,,Strand", einem in Harz gegossenen Strand mit Müll, weist Christa Zauner, dass auch das Strandgut der ,,Zivilisation" nachhaltig für Produkte wirbt.

ROBERT KUMMER Bild ,,To do this funny thing" bannt eine statische Gegenwart ein und vermag doch Bewegung dazustellen. Es umschreibt so Beklemmendes ohne zu gefährden, Erwünschtes ohne zu sättigen, Schädliches ohne zu schaden.

G.R.A.M. Über bewusst gewählte Ausschnitte aus der Fülle medialer Bildwelten, agiert die Künstlergruppe G.R.A.M. strategisch und betreibt ein subversives Spiel mit der Wahrnehmung von Begriffen. Die Wahrnehmung der Realität entwickelt sich dabei zu einer neuen subjektiven Realität.

NORA DENES Fotoarbeit stellt eine junge, unbekleidete Frau als Opfer der täglichen Informationsflut dar. Bis zum Oberkörper steckt sie in einem Haufen zerblätterter Tageszeitungen. Die druckerschwarze Schrift der Zeitungen zieht sich über ihre Arme, den Oberleib, bis hin zum Kopf.

JACQUES VILLEGLÉ, RAIMOND HAINES, FRANCOIS DUFRÊNE : Als ,,Affichisten" lassen sich Villeglé und Haines in ihrem Décollagen von den Reizwirkungen der Strukturen und Farben von Typografie inspirieren. An Palimpseste erinnernd lassen diese Arbeiten keine einfache Lesart zu und offenbaren die Mehrschichtigkeit und Vieldeutigkeit des Kontextes, in dem jede scheinbar ,,eindeutige" sprachliche Äußerung bzw. bildliche Darstellung oszilliert. Das bildnerische Werk Dufrênes besteht aus Tafelbildern, auf denen er mittels Décollage-Technik die Rückseiten von Plakatwänden darstellt, und die Vielschichtigkeit der Realität des täglichen Lebens in seine Kunst zu integrieren sucht.
Exhibition: 2.Nov. - 27. Nov. 2010

Monday & Saturday:
15:00 - 20:00

Tuesday to Friday:
14:00 - 19:00

contact@hamakom.at
www.eyes-on.at

Verein Camera Magenta
+43 / (0)6991 / 920 66 84
cmprojekte@camera-magenta.com

Termin

Public Access
Dienstag, 02.11.2010 15:00
bis Samstag, 27.11.2010
Theater Nestroyhof Hamakom
Nestroyplatz 1
1020 Wien
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