Vortrag: Kunst und Markt. Religionsgeschichtliche Betrachtungen

Mittwoch, 27. Oktober 2010 - 19:00 Uhr

Rathaus Wien

Kunst und Markt. Religionsgeschichtliche Betrachtungen zu Andacht und Fetischismus - Wiener Vorlesung vom 27.10.2010

Vortrag: Univ.Prof. Dr. Beat Wyss
Kommentar: Univ.Prof.in Dr.in. Elisabeth von Samsonow
Moderation: Mag.a Dr.in Anna Margareta Spohn
Ort: Wiener Rathaus, Festsaal, Lichtenfelsgasse 2, Feststiege I, 1010 Wien

Abstract

So wie die Klöster einst von reichen Adligen gestiftet wurden, geht auch heute die Welt des reichen Sammlers und die engagierte Pflege in den Bettelorden der Kunstvereinen Hand in Hand. Die Sammler lassen ihre wertvollen Reliquien ausstellen; diese erweisen, wie ein Schweißtuch Christi oder Josefs Hosen, ihre Wundertätigkeit und sei es nur das Wunder, dass wir alle in Pfingstzungen über Gott und die Welt kommunizieren können. Es gibt heute eigentlich nur noch politisch engagierte Kunst: Sei es zum Krieg in Afghanistan, dem Abholzen des Amazonas oder zur Kinderpornografie. Immer findet sich ein Thema, worüber die Kunstwelt den Gutmenschen in uns anspricht.

Und der Sammler, welcher der Öffentlichkeit seine Schätze zeigt, gleicht Ludwig IX, der sein Leben daransetzt, all die Heiltümer der Welt vor unseren Augen auszubreiten. Das Kunstwerk als sichtbare Gabe, dargereicht im symbolischen Tausch des Potlatsch, hat die unmittelbare Evidenz einer archaischen Opferhandlung. Der Künstler ist Medienstar und Produzent von Warenfetischen. Sein Auftritt verbindet mediale Allgegenwart in Fernsehen, Internet und Regenbogenpresse mit der uralten, singulären Realpräsenz auratischer Werke. So vollführt die Starkunst heute eine betörende Zangenbewegung von Hybridität und Ursprünglichkeit.

Der Kunstbetrieb ist zu einer Weltreligion geworden. Was dem Christentum auf dem Grundriss des Römischen Reichs gelang, könnte der Kunstverehrung im globalen Ausmaß gelingen: Mit synkretistischem Genie alle Glaubensrichtungen in sich aufzunehmen.

Beat Wyss


Termin

Public Access
Mittwoch, 27.10.2010 19:00
Rathaus Wien
Rathausplatz 1
1010 Wien
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