There Is Something Odd...

Donnerstag, 08. Februar 2024 - 18:00 Uhr

Galerie Christine König

Cathrin Hoffmann Cathrin Hoffmann
Eröffnungen:
Donnerstag, 8. Februar, 18 - 21 Uhr

There Is Something Odd...
Cathrin HOFFMANN | Laurent PROUX | Pieter SCHOOLWERTH

Träume sind in ihrem Kern ein komplexes Geflecht aus Emotionen, Erinnerungen und Empfindungen, das oft die Kohärenz des Wachlebens vermissen lässt. Die Schwierigkeit, einen Traum sofort nach dem Aufwachen zu rationalisieren und seine Ereignisse von der Realität zu trennen, kann ein anhaltendes Unbehagen hervorrufen. Sind Träume besonders seltsam und emotional aufgeladen, bleibt ihr ephemeres Echo oft an der Schwelle unseres Bewusstseins haften. there is something odd ... untersucht die prekäre, sonderbare Verwandtschaft zwischen traditioneller Malerei und computergenerierten Bildern, die der Interdependenz von Traum und Wachzustand ähnelt, wenn sie etablierte Dualismen wie "real" und "virtuell" in Frage stellt.

Cathrin HOFFMANNs (*1984, lebt und arbeitet in Berlin) digital modellierte und analog reproduzierte Figuren personifizieren Fragen des Menschseins, der Menschlichkeit und der Abstraktheit sozialer Interaktionen. Indem sie das Abstoßende instrumentalisiert, aktiviert sie Kreaturen, die uns fremd genug sind, um eine gewisse emotionale und perzeptive Distanz zu wahren, und doch menschlich genug, um Empathie zu erwecken. Somit sind Hoffmanns Skulpturen eher humanoid als anthropomorph und dringen in den dreidimensionalen Raum ein, ziehen Betrachtende an sich heran, durchbrechen die Barriere zwischen Geist und Materie, Malerei und Skulptur, Fremdem und Freund. Eine bedrohliche Aura umgibt ihre verzerrten fleischlichen Formen, verstärkt durch die drohenden Schatten ihrer gelängten und gekrümmten Morphologien. Aus der Realität genährt, bewohnen Hoffmanns Kompositionen Matrizen der Liminalität und lassen uns die Widersprüche von Identität und Ununterscheidbarkeit hinterfragen.

Als Abweichung von unserer Körperlichkeit erfahren, negieren die meisten Träume alle anatomischen Konjunktionen, indem sie ergreifen und manipulieren, bis wir mit einem Gefühl humanisierter Geometrie zurückbleiben; eine Transformation, in der das Abstrakte intim persönlich wird. Laurent PROUX (*1980, lebt und arbeitet in Paris) nähert sich der menschlichen Form durch Fragmentierung und Silhouetten und agiert in einem ambivalenten Raum, in dem Dualismen durch Fluidität ersetzt werden. Sinnlich und gewalttätig, oft verstörend und manchmal sentimental, öffnen Prouxs Figuren eine alternative Lesbarkeit von Ikonografie, indem sie die logischen Strukturen von Paradoxien entziffern. Er erforscht kontinuierlich visuelle Lösungsansätze, indem er aus einer Vielzahl von Materialien komponiert und seine Motive malt, als würde er collagieren, um einzelne Elemente zu einer dialektischen Spannung hin zu verbinden, aus eben der seine Bilder entstehen.

Um das, was wir erleben, zu verstehen, müssen eingehende Empfindungen in bedeutungsvolle Informationen organisiert werden. Pieter SCHOOLWERTHs (*1970, lebt und arbeitet in New York) Werke lassen unseren Blick hypermobil werden, hektisch bemüht, alles Dargestellte zu erfassen und zu verstehen. Indem er computergenerierte visuelle Elemente in eine analoge Form der Malerei abstrahiert, sind seine Kompositionen Reizüberflutung auf Leinwand, angereichert mit einem Bewegungs- und Mobilitätspotenzial, das in Form von Videos seinen Ausdruck findet. Als Reflexion von destabilisierter Identitätskonstruktion in einer Zeit, die durch zunehmend abstrakte soziale Beziehungen zu anderen und zu sich selbst gekennzeichnet ist, schafft Schoolwerth visuelle Bildwelten, die mühelos ihren eigenen Regeln folgen: Die traditionelle Kategorisierung von Form und Inhalt wird durch neu organisierte Hierarchien obsolet.

So existiert jedes der ausgestellten Werke auf seine eigene Weise in einem Raum, in dem das Vertraute und das Fantastische miteinander verschwimmen und das Fassbare und das Unfassbare sich kreuzen. there is something odd ... lässt die Virtualität nicht nur als bloße Exzerpte des Daseins gelten, sondern als gleichberechtigt neben dem, was wir bisher als real empfunden haben.

(Teresa Kamencek, 2024)

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KOENIG2 by_robbygreif | margaretenstr. 5 | 1040 vienna

Monika GRABUSCHNIGG | SYMPTOMATIC RELIEF

Dauer der Ausstellung: bis Samstag, 30. März 2024

Monika Grabuschniggs Einzelausstellung SYMPTOMATIC RELIEF begegnet der Tätigkeit des Konservierens als fundamentalen Bestandteil des Lebens: angefangen bei der alltäglichen Lebensmittelaufbewahrung bis hin zur Pflege des Körpers und der Gesundheit sowie den (markt-)kapitalistischen Aspekten unserer Zeit, die den Erhalt von Reichtum und äußerlichen Erscheinungsbild betreffen.

Ihre neuesten skulpturalen Serien Cold Storage (2023-fortlaufend) und Compartments (2023-fortlaufend) betrachten insbesondere die Aufbewahrung von vergänglichen Bereichen unseres Privatlebens durch Kühlung als Metapher. Als eine Art häusliche Sammlung verzögern Kühlgeräte nicht nur den Verfall von Nahrungsmitteln, Medikamenten oder Chemikalien, sondern bilden auch einen Abdruck ihrer jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer durch die darin verstauten Dinge - oder durch die Abwesenheit bestimmter Elemente.

In einer Erweiterung dieser sammelnden Funktion der Alltagsgegenstände werden in SYMPTOMATIC RELIEF aus Ton gegossene Kühlschrankinnentüren und -fächer zu Trägern eines introspektiven Blicks auf das Individuum selbst. Relikte eines flüchtigen Lebens - wie Fotografien von Schnittblumen, leeren Alkoholflaschen und Sonnenbrillen; Blisterverpackungen und Aluminiumabgüsse von Aufbewahrungsbehältnissen - die an die glasierten Skulpturen befestigt sind, verkörpern Momente der Abwesenheit oder Vergänglichkeit. Zugleich zeugen sie von Verbrauch und (Ab-) Nutzung als "schadhaftem", aber auch lustvollen Konsum am Körper, der eine Gegenerzählung zum Versprechen der reinen Konservierung darstellt. Eine Sitzgelegenheit aus Holz, die als Readymade tiefe Spuren der Abnutzung offenbart, demaskiert in ähnlicher Weise jenen "Abrieb", der ansonsten häufig hinter Maskeraden verborgen bleibt.

Als Künstlerin interessiert sich Grabuschnigg nicht dafür, Sehnsucht, Verlust, Schmerz, und Mängel zu verstecken. Stattdessen entscheidet sie sich dafür, diese Zustände als essentielle und produktive Aspekte ihrer Praxis aufzubewahren. SYMPTOMATIC RELIEF nutzt so Archivierung und Konservierung als eine Technik, um ungeschliffene Brüche und Versehrtheit zu erhalten und fordert uns dazu auf, sich jenem Zerfall, der Teil des Lebens ist, anzunähern.

(Sonja Borstner, 2024)


Vielen Dank an Nicodim Gallery, Public Gallery, Semiose, Kraupa-Tuskany Zeidler, Petzel Gallery und Carbon 12 für die Kooperation.

Termin

hAmSteR Events
Watchlist
Eröffnung, Gruppenausstellung, Cathrin Hoffmann, Laurent Proux, Pieter Schoolwerth, Monika Grabuschnigg
Donnerstag, 08.02. 18:00
bis Samstag, 30.03.
Galerie Christine König
Schleifmühlgasse 1a
1040 Wien
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