Freies Kino: Filme von Kitty Kino

Dienstag, 30. Mai 2023 - 19:00 Uhr

Künstlerhaus
Ort: Stadtkino Wien

Anlässlich des 75. Geburtstages von Kitty Kino

KITTY KINO ist Filmemacherin, Autorin und Fotokünstlerin. Sie studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien / Abteilung Film und Fernsehen. Ihr Debütfilm KARAMBOLAGE lief bei der Berlinale 1983. Zahlreiche Kino- und TV-Filme, sowie 2 Romane folgten. 2009 erhielt sie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Das Fotobuch KITTY KINO VIENNA / Edition Lammerhuber wurde für den Deutschen Fotobuchpreis nominiert.


PROGRAMM

BUSCHLABEE
8 Minuten Schwarz-Weiß-Experimentalfilm | 1974 Filmakademie Wien
Buch, Regie und Schnitt: Kitty Kino | Kamera: Tamas Ujlaki
„Ich ging einmal nach Buschlabee …“ so beginnt ein bitterböser Kinderreim aus alter Zeit. Hinterfragt wird in dieser Filmetüde, ob das pessimistische Gedicht als Metapher für die verschiedensten Lebenswege junger Menschen und deren schrittweisen Desillusionierung gemeint sein könnte.

WAHRE FREUNDSCHAFT
6 Minuten Schwarz-Weiß-Gruselfilm | 1971 Filmakademie Wien
Buch, Regie und Schnitt: Kitty Kino | Kamera: Fredi Zeisel | Musik: Ervin Novak
Eigentlich will der Trödler nur etwas Ordnung in seine weitläufig- vollgetrödelten Lagerstätten bringen, doch das kommt bei zwei seiner Objekte gar nicht gut an. Was wollen die beiden von ihm? Eine gruselige Verfolgungsjagd beginnt. Ein Schrecken ohne Ende, oder ein Ende mit Schrecken ... ?

DIE NACHTMEERFAHRT
70 Minuten Spielfilm | 1985 ORF | Thalia Film | Uraufführung: Berlinale 1986
Buch, Regie: Kitty Kino | Kamera: Hanus Polak | Musik: Polio Brezina | Ton: Herbert Koller | Ausstattung: Elisabeth Klobassa | Kostüme: Gera Graf | Maske: Ellen Just-Hofmann | Schnitt: Charlotte Müllner | Redaktion: Werner Swossil | Produktion: ORF | Thalia-Film
Darsteller: Anita Kolbert, Wilfried Scheutz, Christine Jirku, Beatrix Wipperich, Anne Mertin, Lotte Loebenstein, Joesi Prokopetz, Toni Böhm, Sibylle Kos, Maria Martina, Ernst J. Lauscher, MO
„Die Nachtmeerfahrt“ ist die Geschichte des Fotomodells Lilly, dem plötzlich ein Männerbart zu wachsen beginnt. Als ihr klar wird, dass sie mit dem heimlichen Auszupfen der groben Barthaare nicht mehr nachkommt, verfällt sie in dumpfe Agonie. Ihr verheirateter Freund, der überraschend von einer Dienstreise zurück kommt, ist so geschockt, dass er nur beleidigende Sprüche zu bieten hat. Tief verletzt verlässt Lilly die Wohnung und lässt sich durch die nächtliche Stadt treiben. Nach und nach wird ihr klar, dass die Erfahrungen, die sie nun als „Mann“ macht, ihrem oft allzu passiv-angepassten Wesen neu Dimensionen eröffnen …

Der Film versucht der Geschlechts-Identität des Menschen auf den Grund zu kommen, jenseits der herkömmlichen Rollenbilder und Jahrzehnte bevor dieses Thema den heutigen Stellenwert erreicht hat.

TIP / Stadtzeitung Berlin, 5. 2. 1987
„Aus der traurigen Anamnese der bärtigen Lilly wird unter der Hand eine intelligente und phantasievoll erzählte Geschichte mit kunstvollen und ironischen Bildern …“


KITTY KINO zur Symbolik des Films DIE NACHTMEERFAHRT:

„Nachtmeerfahrt“ ist ein Begriff aus der Jung´schen Psychologie und entstammt ursprünglich der Odyssee: Wie einst im Mythos von Odysseus, muss der Mensch auch heute noch die dunklen Gewässer seines Unbewussten „erfahren“. Auf dieser Reise begegnet er den unbekannten Schattenseiten seines Wesens. Als Frau kann man seinen männlichen Gegenpol, seinen Animus entdecken; als Mann seine Anima. Auf eine „Nachtmeerfahrt“ gerät man jedoch selten freiwillig. Nicht der Trojanische Krieg, sondern psychische und physische Krankheiten oder äußere Katastrophen sind es heute, die zum Erfahren unbewusster Seelenanteile und zu Reflexion und Neuorientierung veranlassen.

Der Film DIE NACHTMEERFAHRT ist daher keine Seemannsgeschichte, sondern ein Bewusstseinsabenteuer, das sich nicht im Mythos sondern in unserer traurig-komisch-banalen Alltagsrealität abspielt. Die Story entwickelt sich aus dem tragischen Anlass einer Hormonstörung, die bei der Heldin Lilly zu plötzlichem Bartwuchs führt.

Auf der Suche nach unserer Identität widmete ich mich schon früh der Frage: Was ist Männlich und was ist Weiblich. Es gibt zu diesem Thema archetypische Definitionen, geradezu in Stein gemeißelte Symbole und wechselhafte Rollenbilder bzw. Klischees. Wenn man die grundsätzlichen Unterschiede von Frau und Mann zwar anerkennt, jedoch gleichzeitig akzeptiert, dass kein Mensch seelisch gesehen NUR Frau oder Mann ist, dann kann man in jedem von uns die ganz einmalige Mischform der beiden Archetypen entdecken.

Sich dies bewusst zu machen und danach zu leben – jenseits von Klischees und Rollenzwängen – war Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch kein Thema. Damals ging es hauptsächlich um Feminismus. Doch könnte es nicht sein, dass der Kampf um gleiche Rechte, die männlichen Anteile der Frauen hervor brachte – wodurch die Männer geradezu gezwungen wurden, ihre weibliche Seite zu entdecken? Und war damit der Weg in eine offenere Gesellschaft nicht schon vorgezeichnet?

Meinen fast 40 Jahre alten Film DIE NACHTMEERFAHRT heute vorzuführen, scheint mir daher ein spannendes Vorhaben und eine Diskussions-
grundlage für die heutige Genderdebatte.

Keine Voranmeldung notwendig, Tickets sind bei der Kassa im Stadtkino erhältlich.

Termin

Tauben Loge
Eintritt frei, Screening
Dienstag, 30.05.2023 19:00
Künstlerhaus

Location:
Stadtkino Wien
Akademiestraße 13
1010 Wien
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