Kurator:innenführung: Friedl Dicker-Brandeis

Samstag, 10. Dezember 2022 - 14:00 Uhr

Universität für angewandte Kunst
Ort: Universitätsgalerie im Heiligenkreuzer Hof

Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Foto: kunst-dokumentation.com Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Foto: kunst-dokumentation.com
Die Kurator:innen Stefanie Kitzberger, Cosima Rainer und Robert Müller führen ein letztes Mal durch die Ausstellung Friedl Dicker-Brandeis. Werkstätten bildender Kunst.

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.


Friedl Dicker-Brandeis‘ künstlerisches Werk ist vielschichtig und multimedial. Es reicht von Grafiken, Gemälden, Bühnenbildern- und kostümen und Spielzeugen über innenarchitektonische Entwürfe, modulare Möbel, Textilien, Bucheinbände und politisch agitierende Collagen bis hin zu ihrer Arbeit als Kunstvermittlerin und –pädagogin, die sie auch noch nach ihrer Deportation ins KZ Theresienstadt bis zu ihrer Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz 1944 ausübt.
Während ihrer kurzen Karriere arbeitet Dicker fortlaufend in unterschiedlichen Kollaborationen und Arbeitsverhältnissen. Ihr daraus hervorgehendes komplexes Werk macht sie zu einer herausragenden Position. Wie viele Künstler:innen ihrer Generation ist sie in der Kunstgeschichte der europäischen Moderne dennoch kaum sichtbar. Diese Vernachlässigung hat in Dickers Fall vielfältige Ursachen. Dabei spielen geschlechtsspezifische, klassistische und antisemitische Formen der Marginalisierung – welche etwa die Rezeption Dickers primär als Partnerin des Architekten Franz Singer zur Folge hatten – ebenso eine Rolle wie die faktische Zerstreuung und den weitreichenden Verlust von zentralen Teilen ihres reichhaltigen Werks, was selbst ein Begleitphänomen ihrer Unterdrückung als Sozialistin ab in den 1930er Jahren und ihrer Ermordung als Jüdin durch das nationalsozialistische Regime ist. Die Tendenz der Kunstgeschichte, den Kanon zum 20. Jahrhundert entlang der Trennung von Medien und einer vermeintlichen Dichotomie von bildender und angewandter Kunst zu etablieren, hat die Einordnung und Interpretation von Dickers interdisziplinärem Œuvre weiter erschwert.

Mit der Ausstellung Friedl Dicker-Brandeis. Werkstätten bildender Kunst soll nun der Blick auf das Œuvre der Künstlerin vertieft und nuanciert werden. Die entlang von Arbeiten aus Kunstsammlung und Archiv zusammengestellte Schau, rückt dafür die materielle, formale und thematische Komplexität ihrer gattungs- und medienübergreifend angelegten Produktion ins Zentrum. Sie adressiert neben den vielfältigen Arbeitsweisen der Künstlerin und deren politischen und historischen Kontexten – auch die intellektuellen und künstlerischen Milieus, mit denen sie verbunden war. Der Untertitel Werkstätten bildender Kunst fungiert als konzeptueller Ausgangspunkt der Ausstellung. Er spielt auf die begleitende Hypothese an, dass sich Dicker und Singer mit der Benennung ihrer ersten Firma als „Werkstätten Bildender Kunst GmbH“ möglicherweise unabsichtlich für ein neues Verständnis und Bedürfnis aussprachen, künstlerische Produktion als tätige Arbeit und damit als ‚Werkstatt‘ am gesellschaftlichen Ganzen zu erkennen.

Die Ausstellung Friedl Dicker-Brandeis. Werkstätten bildender Kunst präsentiert erste Ergebnisse eines zweijährigen Forschungsprojekts, die in der von Stefanie Kitzberger, Cosima Rainer und Linda Schädler herausgegebenen Publikation Friedl Dicker-Brandeis. Werke aus der Sammlung der Universität für angewandte Kunst vertieft werden. Die Publikation erscheint Ende 2022 im De Gruyter Verlag und kann per E-Mail, hier und überall wo es Bücher gibt bestellt werden.
Im Rahmen der Vienna Art Week wird am 22.November die umfangreiche Werkmonografie präsentiert.

Im Frühjahr 2023 wird die Ausstellung in der Graphischen Sammlung ETH Zürich zu sehen sein.

Termin

Uhu Diskurs
Führung, Sammlung, Friedl Dicker-Brandeis, Stefanie Kitzberger
Samstag, 10.12.2022 14:00
Universität für angewandte Kunst

Location:
Universitätsgalerie im Heiligenkreuzer Hof
Schönlaterngasse 5
1010 Wien
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