Jean-Frédéric Schnyder | The Otolith Group | Patricia L. Boyd

Freitag, 18. November 2022 - 18:00 Uhr

secession

Eröffnung der Ausstellungen
Jean-Frédéric Schnyder
The Otolith Group What the Owl Knows
Patricia L. Boyd Ceiling Analysis

Programm
18 Uhr Ausstellungsgespräch mit The Otolith Group, eine Veranstaltung der Freunde der Secession

19 Uhr Eröffnung

Jean-Frédéric Schnyder

Seit Ende der 1960er-Jahre hat der konzeptuell arbeitende Schweizer Künstler Jean-Frédéric Schnyder ein breites Oeuvre geschaffen, das Malereien, Fotografien, Skulpturen, Objekte und Installationen umfasst. In seiner künstlerischen Praxis ist er stets radikal offengeblieben. Ein Resultat seiner radikalen Offenheit ist ein Werk voller Diskontinuitäten. Betrachtet man Schnyders malerisches Werk seit dem Beginn der 1970er-Jahre, so entdeckt man zugleich überraschende Kontinuitäten und Brüche.

In jeder neuen Werkserie, die zugleich eine Versuchsanordnung darstellt, konzentriert sich der Künstler akribisch auf das gewählte Thema. Sein Interesse für den Prozess der Malerei selbst hat ihn etwa motiviert, sich mit der Vedutenmalerei auseinanderzusetzen und in mehrteiligen Serien von Plein-Air-Bildern umzusetzen: die aus 128 kleinformatigen Bildern bestehende Serie der Berner Veduten (Anfang der 1980er-Jahre) oder die Mitte der 1990er-Jahre realisierte Serie am Thunersee, die 38 kleinformatige Gemälde umfasst.

Schnyder orientiert sich bei der Wahl seiner Themen und Motive an bestehenden und gängigen Praktiken, spielt diese konsequent und gekonnt durch – Stillleben, Akt, und Landschaft, die drei häufigsten Motive der Kunstgeschichte etwa –, während die Arbeiten stilistisch höchst heterogen bleiben. Anstatt den Archetyp romantisierter Schweizer Alpenbilder zu perpetuieren, repräsentiert er vielmehr Bilder menschlich kultivierter, sich zu eigen gemachter Landschaft – wenn er Autobahnen in den Vordergrund rücktbeispielsweise. Im Atelier arbeitet der Künstler mit figurativen wie abstrakten Motiven und Stilen. Für eine Reihe von Blumenbildern – ein weiteres klassisches Motiv – wendet er ein geometrisch abstraktes Pixelsystem an, das an frühe digitale Ästhetiken ebenso erinnert wie an die Farbfeldmalerei des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Für seine skulpturale Installation Hüter der Schwelle hat der Künstler 22 Lampen aus Bananenschachteln, die davor als Umzugskartons benutzt wurden, gefertigt; die ausgeschnittenen Löcher erzeugen den Eindruck von Gesichtern, zugleich wecken sie die Assoziation an eine banale, praktische Funktion, nämlich als Tragegriffe zu dienen. Der Recyclinggedanke kommt schließlich in einer weiteren, fortlaufenden Arbeit zum Tragen, wenn Schnyder, der Maler, die farbgetränkten Lappen, in die er seine Pinsel wischt, zu einer riesigen Patchwork-Leinwand zusammenstückelt und ausstellt, wie zuletzt in der Ausstellung „Stop Painting“ in Venedig 2020.

Internationale Ausstellungstätigkeit seit Ende der 1960er-Jahre, u.a. in der legendären, von Harald Szeemann kuratierten Ausstellung When Attitude Becomes Form in der Kunsthalle Bern (1969), bei der documenta 5 (1972) und documenta 7 (1982); 1993 repräsentierte er die Schweiz auf der Venedig Biennale. Seine Ausstellung in der Secession ist die erste institutionelle Einzelausstellung in Österreich.

Jean-Frédéric Schnyder, geboren 1945 in Basel, lebt und arbeitet in Zug, Schweiz.

Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Jeanette Pacher


The Otolith Group
What the Owl Knows

The Otolith Group, 2002 von Anjalika Sagar und Kodwo Eshun als von Künstler*innen geleitetes Kollektiv gegründet, ist in London angesiedelt. Die Gruppe erforscht die zeitlichen Anomalien, anthropischen Inversionen und die synthetische Entfremdung des Posthumanen, des Inhumanen, des Nicht-Menschlichen und die Komplexität der Umweltbedingungen des Lebens, mit denen wir alle konfrontiert sind.

Die Entscheidung, sich als Gruppe zu benennen, war ein bewusster Schritt weg von der individualistischen Fokussierung auf Künstlersubjekte hin zu neuen gemeinschaftlichen Formen der Zusammenarbeit und Kreativität. Die Arbeit der Gruppe basiert auf umfassenden Recherchen, die sich in Bildern, Soundarbeiten, Performances, Filmen, Objekten, Installationen, Texten und kuratorischer Praxis manifestieren. Sie beobachten unterschiedliche affektive und ästhetische Felder und schaffen Plattformen für Diskussionen über zeitgenössische Kunstpraxis. Die inhaltliche Arbeit ist stets begleitet von der Suche nach alternativen Methoden und Formaten, auch hinsichtlich der Art und Weise, welche Manifestationen eine Ausstellung oder künstlerischen Zusammenarbeit annehmen kann.

Viele Arbeiten entstehen als forschungsbasierte Projekte, die Hinterlassenschaften und Potentiale künstlerischer Ansätze in den Blick nehmen, die vom Dokumentarischen zum Essayfilm reichen, vom Archiv zum Medium des Oralen und Auditiven, von Zukunftsspekulation zu Science-Fiction. Ihre Arbeit steht in Verbindung zum Afrofuturismus, einer literarischen und kulturellen Ästhetik, welche Elemente aus Science-Fiction, historischen Romanen, Fantasy, Afrozentrizität und magischem Realismus mit nicht westlichen Kosmologien kombiniert, um nicht nur heutige Dilemmata von People of Color zu kritisieren, sondern auch um historische Ereignisse aus der Vergangenheit zu bearbeiten, befragen und erneut zu prüfen.

The Otolith Group ist ein in London ansässiges Kollektiv, das 2002 gegründet wurde.

Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Bettina Spörr


Patricia L. Boyd
Ceiling Analysis

Patricia L. Boyd thematisiert in ihrem Werk häufig die Wechselbeziehungen zwischen Präsentationstechniken und institutionellen Dynamiken, indem sie räumliche Eingriffe vornimmt, welche die Wahrnehmung und Bewegung der Betrachter*innen in den Ausstellungsräume verändern. Sie arbeitet mit einer Reihe von Medien, darunter Skulptur, Fotografie, Schreiben und Video.

Vielen ihrer Arbeiten liegt eine rekursive Struktur zugrunde, da die Herkunft der Arbeiten in ihre aktuelle Zurschaustellung erneut integriert wird. Dies gilt etwa für die Werkserie Wall Pieces (2017 – fortlaufend), für welche die Künstlerin zunächst Negativabgüsse von Teilen eines Bürostuhls und eines Plattentellers aus ausrangiertem Speisefett anfertigt, die dann in bestehende oder teilweise neu gebaute Galeriewände eingelassen werden. Am Ende der Ausstellung werden die Abgüsse zusammen mit dem sie umgebenden Stück weißer Wand entfernt, um mit diesem dauerhaft verbunden zu bleiben.

Patricia L. Boyd, geboren 1980 in London, lebt und arbeitet in New York und London. Sie war bereits 2018 in der von Anthony Huberman kuratierten Gruppenausstellung Other Mechanisms in der Secession zu sehen und hatte seitdem vielbeachtete Einzelausstellungen im Münchener Kunstverein (2020), Front Desk Apparatus, New York (2019), Christian Andersen, Kopenhagen (2019) und Cell Project Space, London (mit Rosa Aiello, 2019).

Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Annette Südbeck

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Gespräch, Ausstellung, The Otolith Group, Jean-Frédéric Schnyder, Patricia L. Boyd
Freitag, 18.11.2022 18:00
bis Sonntag, 05.02.2023
secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
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