The Connection

Sonntag, 02. Oktober 2022 - 15:00 Uhr

Medienwerkstatt Wien

Kerstin Honeit: Panda Moonwalk or Why Meng Meng Walks Backwards, D 2018, video still Kerstin Honeit: Panda Moonwalk or Why Meng Meng Walks Backwards, D 2018, video still
Kurzfilm-Matinee kuratiert von Betty Schiel
(Frauen Film Fest Dortmund+Köln)

Wir wagen ein Gedanken-Experiment: Alles ist mit allem verbunden in einem lebendigen Netzwerk, in dem wir aufeinander angewiesen sind. Wie wäre es, wenn wir in dieser neuen Haltung nicht den Menschen als exzeptionelles Wesen in den Mittelpunkt des Seins stellen, sondern versuchen mehr-als-menschliche Perspektiven einzunehmen? Mit diesem radikalen Perspektivenwechsel steht die Suche nach nicht-anthropozentrischen Sichtweisen im Fokus und damit eine Revision des Naturfilms insgesamt. Welche Geschichten lassen sich darüber erzählen? Wie könnten die Filme dazu aussehen und welche formal-ästhetischen Ansätze können bei der Begegnung mit dem Anderen hilfreich sein?

Besonders geeignet scheint der experimentelle Kurzfilm, der mit unmittelbarem emotionalen Zugang die Sichtachsen im wahrsten Sinne des Wortes aus den Angeln hebt. Die oft witzige Dekonstruktion des Tierfilms als Genre betreiben die Filmemacherinnen mit allen Mitteln der Kunst, etwa dadurch, dass sie sich zwar auf die dramaturgisch zugespitzte Suche nach der optimalen Kameraeinstellung zum tierischen Objekt der Begierde machen, sie uns dann aber verwehren. Was sehen wir, wenn wir andere anschauen? Wie schaut anderes zurück? Pflanzen, Menschen und andere Tiere haben nur dann eine Chance zu überleben, wenn Ressourcen zwischen allen Wesen gleichberechtigt verteilt werden. Diese Gleichberechtigung in der künstlerischen Haltung zu pointieren und zu praktizieren, inspiriert Filmemacherinnen zu neuen Ansätzen, von denen wir in diesem Programm einige aufregende Beispiele zusammentragen.


THE CONNECTION
Muttitelefon
Dagie Brundert, D 2022, 5 min
Strommasten ohne Kabel auf einem Feld, gefilmt in körniger Super8-Ästhetik. „These poles here – where are the lines, the wires, the connection? Look –they are gone. What‘s happening? I take a closer look.“ Dagie Brundert nimmt Kontakt auf zur Mitwelt, zieht Verbindungslinien und transformiert mit dem Muttitelefon menschlichen Größenwahn auf das richtige Maß. „Be a broadcast tower, or just shut up for a while.“

blaubeeren − cerne jagody
Maja Nagel, Julius Günzel, D 2013, 15 min
»Hier wird Abschied genommen und der Trauer Raum gegeben […] Wenn es eine Anklage gibt, dann wird sie nicht ausgesprochen.« –Robert Lorenz Die alte Dame kennt die besten Plätze zum Blaubeerenpflücken und sie weiß auch, wie man sie gut einmacht. Sie liebt die uralte Buche und die Gegend, die sie wie ihre Westentasche kennt. Der Braunkohletagebau verschlingt unaufhaltsam den Wald der Muskauer Heide und nähert sich dem Dorf Rohne, in dem die beiden sorbischen Protagonist*innen Edith und Christian Penk leben. Eine tragische Geschichte aus der Lausitz.

How to Civilize a Waterfall
Hanna Ljungh, S 2010, 4 min
Hanna Ljungh geht auf direkten Konfrontationskurs mit der unbezähmbaren Natur. Wortgewaltig und in Rockerpose versucht sie einen Wasserfall zu überreden, sich in ein Kraftwerk zu verwandeln; die paradoxe Beziehung des Menschen zur Natur als komische und leidenschaftliche Performance. Da wir mit der Natur nicht kommunizieren können, sagt Ljungh, wird sie leicht zu einem fremden und entfremdeten Anderen – mit einer sich ständig verändernden Identität, die nicht zu fassen ist.

Fahrt ins Blaue
Ingeborg Tölke, DDR 1965, 9 min
»Der Löwenzahn, blüht, wird befruchtet und schließt seine Blüten.« In ihrem Super-8-Film erklärt Ingeborg Tölke die Fortpflanzung von Blumen. Die Bestäubung, die Fruchtstände und die Verbreitung von Samen fängt sie in poetischen Makro- und Zeitrafferaufnahmen ein. Eine männliche Erzählstimme erklärt die Fakten. Fahrt ins Blaue ist der erste DDR-Amateurfilm, der auf internationaler Bühne Erfolge feierte, zum Beispiel die Silbermedaille der UNICA 1965 in Dubrovnik gewann.

Exercises in Being Close to You: A Story for the Arctic Refuge
Krista Davis, CA 2020, 15 min
Das Nationale Arktische Schutzgebiet ist für die indigene First Nation Community heiliges Land; es ist auch der Ort, wo jedes Frühjahr 40.000 Karibu-Kälber geboren werden. Krista Davis schließt sich einer 10-tägigen Expedition an, um den Zug der Karibus mitzuerleben und zu erkunden, wie man sich selbst mit der Kamera kritisch zur Mitwelt in Beziehung setzen kann. In ihrem vermeintlichen Tierfilm setzt sie diverse künstlerische Mittel ein, um das Format aus den Angeln zu heben.

Panda Moonwalk or Why Meng Meng Walks Backwards
Kerstin Honeit, D 2018, 8 min
Sometimes, it’s two steps backwards. Die millionenschwere, tierische Neuinvestition des Berliner Zoos spielt nicht mit. Zwischen Kurzfilm und Performance im öffentlichen Raum kombiniert Kerstin Honeit Elemente des Found-Footage-Films, der Reportage und des Musikvideos mit humorvollen, queeren Reenactments von Interviewpassagen mit Passant*innen zu einer Gegenerzählung. Das Rückwärtsgehen der Pandabärin Meng Meng wird zum Akt der Rebellion.

Whispering Pines 10, Chapter 1
Shana Moulton, USA 2018, 5 min
Shana Moultons Alter Ego Cynthia sucht in der Video-Serie Whispering Pines seit fast zwanzig Jahren den Sinn des Lebens und Erfüllung. Hilfestellung leisten ihr dabei interaktives Wohndekor, Anleitungen zur Selbsthilfe, Mitmachvideos und Kosmetik-Rituale. Schon im ersten Kapitel findet sie spirituelle Befreiung auf der Yogamatte durch eine glücksbringende Verschmelzung mit Mutter Erde.

What a Wonderful World
Anja Plaschg (Soap&Skin), Timo Schierhorn, D 2018, 2 min
»I see trees of green, red roses too I see them bloom, for me and you And I think to myself What a wonderful world…« (Bob Thiele, 1967) Ein schöner Tag im Leben einer Schildkröte. Sie macht das, was ihr Spaß macht. Ein tierisches Musikvideo mit einer einzigen Protagonistin, der Leckerbissen gereicht werden. Die Kamera bleibt auf Augenhöhe mit der Heldin.

Termin

Flimmer Ratte
Kurzfilm, Matinee, Filmemacherinnen, Frauen Film Fest
Sonntag, 02.10.2022 15:00
Medienwerkstatt Wien
Neubaugasse 40a
1070 Wien
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