Stealing the Stolen
Kulturelle Aneignung ist Diebstahl, heißt es im antirassistischen Diskurs. Jäger*innen des Neuen und unbedachte Multikulti-Fans plündern in neokolonialer Manier marginalisierte Kulturen, um eigene Lebensstile oder Werke zu bereichern. Sei es durch Rastazöpfe auf weißen Köpfen, Twerking-Importe in Popvideos oder die Einverleibung indigener Traditionen. Beklagt und geächtet wird in der Regel eine westlich-hegemoniale Popkultur, die kulturelle Ressourcen aus dem globalen Süden zu Warenfetischen degradiert, sich nicht um Zugehörigkeiten kümmert und Kulturen oder Autor*innen nicht den gebührenden Respekt zollt – geschweige denn einen angemessenen Preis dafür bezahlt.
Diese Kritik an der Cultural Appropriation leuchtet intuitiv ein. Nichtsdestotrotz hieß es auch einmal: Nicht die Aneignung, sondern Eigentum ist Diebstahl. Demzufolge steht Aneignung in der historischen Appropriation Art im Museum wie auch in der heutigen Popkultur für eine Praxis, die sich gegen als unangemessen oder überkommen empfundene Besitzstände zur Wehr setzt, die Samples, Remixe, Versioning, Copyrightpiraterien, kollektive Autor*innenenschaften, Copy & Paste-Verfahren und Memekulturen feiert und die Scheidung von Fremdem und Eigenem nachhaltig irritiert.
Der Festivaltitel Stealing The Stolen ruft den Umstand in Erinnerung, dass es keine Essenz von Kultur gibt – und somit auch keine Entwicklung ohne (Wieder-)Aneignungsprozesse von Nicht-Zugehörigem, Verlorenem oder zuvor schlicht nicht Verfügbarem. Alles bleibt anders, immer schon. Die Frage ist nur: Welche Formen der Bezugnahme können gegen tatsächlich ausbeuterische oder zu Recht als illegitim bewertete Aneignungen in Stellung gebracht werden? Welche Counter Appropriations können emanzipatorisch oder auch kompensatorisch wirken – und für wen?
Programmübersicht
Wochenende 1: 29/04 – 01/05/2022
Freitag, 29.04.2022
Krems Stein
KLANGRAUM KREMS, Minoritenplatz 5, 3500 Krems
16:00 – 19:00 Michael Fischer & Albert Mayr: Dream Machine 3000 Kapitelsaal
(Art & Installation)
16:00 – 19:00 Research Lab: WHAT IS LEFT TO STEAL (Theory & Talk) Forum Frohner
18:00 – 19:00 Galya Bisengalieva (Sound) Minoritenkirche
KUNSTHALLE KREMS, Museumsplatz 5, 3500 Krems
17:00 – 17:40 Fehler Kuti (Sound) Kunsthalle
10:00 – 18:00 Julian Warner: The Kriegsspiel (Art & Installation) Oberlichtsaal
Krems Zentrum
MESSEGELÄNDE, Utzstraße 12, 3500 Krems
19:00 – 20:00 Kids of the Diaspora: Nothing Can Cross Our Spirit (Performance) Halle 3
19:30 – 20:10 Ula Sickle*: The Sadness (Performance) Halle 1
20:00 – 21:00 Helm (Sound) Halle 2
21:00 – 22:00 Tirzah (Sound) Stadtsaal
21:00 – 22:00 Kids of the Diaspora: Nothing Can Cross Our Spirit (Performance) Halle 3
22:00 – 23:00 MC Yallah & Debmaster (Sound) Halle 2
23:00 – 00:00 Soap&Skin (Sound) Stadtsaal
19:00 – 01:00 DJ Line: DJ t.total (zwischen den Sets am Messegelände und Minoritenplatz)
* Zählkarten-Reservierung empfohlen. Infos: www.donaufestival.at
Permanente Installationen | 18:00 – 01:00
Mapa Teatro: La Balsada Messegelände | Zentrale
Stefan Panhans und Andrea Winkler: Messegelände | Halle 1
Freeroam À Rebours, Mod#I.1 – Installation Version Donau
Stefanie Seibold: Expropriating Appropriators Öffentlicher Raum & Messegelände | Halle 2
Peter Moosgaard: Pinoy Boomshrine (Replica) Messeglände | Foyer