Relax

Dienstag, 18. Januar 2022 - 10:00 Uhr

MAK

Gregor Titze/MAK Gregor Titze/MAK
CHRISTOPH MEIER, UTE MÜLLER, ROBERT SCHWARZ, LUKAS STOPCZYNSKI
MAK DIREKTION

Ausgehend von der legendären Architekturikone der 1907/08 von Adolf Loos entworfenen Loos American Bar (auch „Kärntner Bar“ und „American Bar“) in der Wiener Innenstadt, haben Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz und Lukas Stopczynski in den vergangenen Jahren an verschiedenen Orten maßstäblich skalierte und ortsspezifisch angepasste Variationen der nur 27,36 m2 großen Loos Bar in unterschiedlichen Materialien gebaut. Von Episode zu Episode erweitern die Künstler*innen ihr Repertoire an Querbezügen und Abstraktionsebenen des durch verspiegelte Wandzonen fast unendlich erweiterten Innenraums der Loos Bar.

RELAX geht erstmals von der Außenfassade der Loos Bar aus: Die drei Glastüren des bekannten Eingangsportals wurden durch drei Getränkeautomaten ersetzt, und die Fassade damit maßstäblich zitiert.

Die belebte Atmosphäre der Bar als Ort der sozialen Zusammenkunft und temporäre Gegenwelt am Tresen ist mit der Pandemie beinahe völlig verschwunden oder hat sich in den Außenraum verlagert. Das Portal wird zur Transitzone und beschwört ein dystopisches Szenario: Eine Bar ohne Barkeeper*innen, ohne Gäste und ohne Musik; auch Sitzgelegenheiten gibt es keine. Die Selbstbedienungsautomaten sind die letzten Hinweise auf die frühere Funktion der Bar. Die Architektur wird zur Transitzone und die Interaktion beschränkt sich auf jene zwischen Mensch und Maschine.

Die akustisch verstärkten Grundgeräusche der Kühlkörper in den Automaten bilden einen omnipräsenten Klangkörper im ansonsten leeren Innenraum, der nur durch eine mit Neonröhren beleuchtete Decke mit Endlosspieglung zitiert wird. Mit jeder Nutzung der Automaten durch die Besucher*innen werden Sound- und Lichteffekte im Raum verstärkt – eine Reminiszenz an Barbesuche in vorpandemischen Zeiten. Neben Getränken wie Take-away-Cocktails, Miniatur-Getränkeflaschen oder einer speziellen amerikanischen Biersorte können an den Automaten auch limitierte Künstler*innen-Editionen erworben werden: ein RELAX-Feuerzeug oder Bar-Reliquien wie aus eingeschmolzenen Bierdosen erzeugte Aschenbecher und Mixtapes aus früheren Loos-Bar-Projekten.

Die Intervention RELAX ist das erste Projekt in der ehemaligen Direktion des MAK, die nun wieder im Rahmen von Ausstellungen und Veranstaltungen für das Publikum zugänglich ist.

Kuratorinnen: Marlies Wirth, Kuratorin Digitale Kultur, Kustodin MAK-Sammlung Design; Antje Prisker, Referentin der Generaldirektorin / Special Projects


Historische Referenzen – Eine Fassade ohne Bar?
Die verspiegelte Decke ist ein Relikt aus der LAX BAR, die von den Künstler*innen 2019 im Rahmen der Wiener Festwochen in einem ehemaligen Plattengeschäft in der Laxenburger Straße realisiert wurde. Sie entspricht exakt dem Grundriss des Innenraums der Loos Bar und wurde als Motiv des Ausstellungsplakats in der Säulenhalle des MAK inszeniert.

Eine historische Fotografie gab den Anstoß für das Konzept: Das prägnante Eingangsportal mit drei Glastüren und dem vorspringenden Glasprisma mit der amerikanischen Flagge wurde in den 1980er Jahren nach den Originalplänen rekonstruiert und wieder an der Fassade der Loos Bar angebracht – davor war es in der Säulenhalle des MAK ausgestellt.

Die Installation RELAX komplettiert die beiden Architekturfragmente zu einem entmaterialisierten Raum und schließt damit den konzeptuellen Kreis zwischen Rekonstruktion, Kopie und Variation der Loos Bar bis zu ihrer völligen Dekonstruktion.

Loos Bar – Los Angeles, Brüssel, Wien
Die Idee für ihre Projektreihe zur Loos Bar entwickelten Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz und Lukas Stopczynski 2015 im Rahmen des Schindler-Stipendiums am MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles: Für die LOS BAR wurde die Wiener Loos Bar in einer der Garagen der Mackey Apartments von Rudolph M. Schindler (einem Loos-Schüler) in kleinerem Maßstab aus billigsten DIY-Materialen nachgebaut und als Künstler*innenbar bespielt.

2017 wurde mit dem STROOKOFFER in Brüssel die Inneneinrichtung der Loos Bar aus Strohmatten rekonstruiert und als performativer Ort genützt, eine Referenz an den „Strohkoffer“, einen Ausstellungsraum unterhalb der Loos Bar, der in den 1950er Jahren betrieben wurde.

2019 folgte mit der LAX BAR die dritte Version mit immer größerer Abstraktion: Die vom Boden bis zur Decke weiß verflieste Variante der Loos Bar, die mit ihrer verspiegelten Neon-Decke die endlose Spiegelung des Originals aufnahm und mit seinem minimalistischen Raster nicht nur die Loos’sche Opulenz, sondern auch jeden Bezug zur Außenwelt negierte.

Termin

hAmSteR Events
Loos American Bar, Installation, Sound, Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz, Lukas Stopczynski
Dienstag, 18.01.2022 10:00
bis Sonntag, 06.03.2022
MAK
Stubenring 5
1010 Wien
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