Ich seh, ich seh… mehr als Du siehst

eSeL Foto: Gregor Sailer „Unseen Places“ (Kunst Haus Wien Museum Hundertwasser, 14.9.2022 - 19.2.2023) eSeL Foto: Gregor Sailer „Unseen Places“ (Kunst Haus Wien Museum Hundertwasser, 14.9.2022 - 19.2.2023)

Der Reiz Gregor Sailers' Fotos besteht darin, jene Faszination zu erzeugen, die man eben verspürt, wenn ein technisches Zauberkastl ein wunderschönes Abbild von ungewohnter Wirklichkeit auf den Schirm, das Papier oder an die Wand zaubert. Nur bleibt im staunenden Angesicht der abgelichteten Architekturen, die absichtlich unseren Blicken entzogen werden, justament die dahinter wirkende Apparatur – Analogfotografie unter widrigsten Umständen – und der Aufwand des Künstlers (vor allem auch vorab) weiter „unsichtbar“. Diese dahinter stehenden Abenteuergeschichten liefert hier unsere Vorstellungskraft mit, wenn Sailer jene „Unseen Places“, denen er sein Lebenswerk gewidmet hat, in fotografischer Topqualität als geballte Werkserien an die Wand des Kunst Haus Wien bringt.

Monatelange Vorbereitungen (Recherche und vor allem Ansuchen um Fotogenehmigungen) ermöglichen wochenlange Shooting-Expeditionen ins Niemandsland, um dann um die Freigabe der Fotos zu bangen.

Als Beute gibt’s Ablichtungen von der finnischen NATO-Außengrenze oder Gregors Spurensuche nach keimenden Nutzbauten (und deren Zwecken) entlang der künftigen „Polar-Seidenstraße“, quer über den schmelzenden Nordpol, oder auch frühe Serien wie die weltweite Suche nach „Potemkinschen“ Fake-Städten, die Militärs, Autotests oder chinesischer Architektur-Appropriation als Kulisse dienen.

Vor Blicken (und Menschen) geschützte Gated Communities, unterirdische Bunker oder eben Forschungsstationen im ewigen Eis, wo bei Minus 55 Grad Celsius die Filmrolle schlichtweg zerbröselt, und die unkaputtbare Analog-Fotografie eine weitere Black Box der Faszination hinzuliefert, schweigen sich über die jeweiligen Umstände visuell vielsagend aus. Selten war der Blick auf die gezielten Informationen im Saal so zusätzlich erhellend. Bei der Presseführung kommt noch die entspannte Persönlichkeit des Foto-Forschers hinzu, der rund um den 40er seine beeindruckend frühe Mid Carreer-Show um uneitle Entstehungsgeschichten zu komplettieren weiß.

Ergänzend liefert das Kunst Haus Wien derzeit unter der neuen Direktorin (nachdem die Erregungskurve rund um Orte für Fotografie endlich ein Fotoarsenal ermöglichte) eine weitere faszinierende Black Box: vom Kunstbetrieb im Wandel. Getuschel über Personalwechsel hinter den Kulissen, aber auch die Neuigkeit, dass die „Vienna Biennale“ nach MAK-Direktor:innenwechsel als „Klima Biennale“ in den Wirbeln der Hundertwasser weiterbestehen wird, und sich die Umpositionierung des Hauses doch nicht nur auf die touristische Verehrung von Ökologie-Vordenker Friedensreich Hundertwasser beschränken könnte.

Gregor Sailer: Unseen Places

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