#eSeLSCHWARM feat. LAchs: Was für ein Theater?

eSeL Foto: Rimini Protokoll - Black Box (Volkstheater Wien, seit 2021) Alle eSeL Fotos: Rimini Protokoll - Black Box (Volkstheater Wien, seit 2021)

Du gehst manchmal ins Kino, aber nie ins Theater? Vielleicht warst Du vor ewigen Zeiten als Kind dort. Es ist schon was anderes.
Man sieht immer Menschen und selten Fantasiecharaktere. Die special effects halten sich in Grenzen, wobei Licht und Rauch fühlbar werden.
Es wird Zeit, dem Schauspiel als Freizeitaktivität wieder eine Chance zu geben.
Denk Dir: die Schauspieler:innen spielen für Dich! Ein Film wurde abgedreht und die Gefühle sind eingefangen. Aber im Theater stellt sich eine Gruppe von Leuten hin, um Dir etwas vorzuspielen.

Wobei man zugeben muss, dass das Drumherum nicht immer leicht verständlich ist. Viele Ausdrücke die dort verwendet werden sind spezifisch für diese Welt. Einiges davon kommt aus dem Französischen, manches klingt nach deutschen Wörtern, die ich aber im Alltag nie verwende.

Was sieht man denn im Theater?

Was auf der Bühne gezeigt wird ist immer ein (Theater-)Stück. Am Anfang verdeckt von einem Stück Stoff, und am Ende damit wieder zugedeckt. Es ist einfach der Name für die Textform, die auf Bühnen präsentiert wird.

Stücke werden gespielt

von

  • sagt, dass ein Stück von einer bestimmten Autor:in verfasst wurde

nach

  • sagt, dass man das Stück einer Autor:in abgewandelt hat

und mit

  • zählt auf, wer die Schauspieler:innen auf der Bühne sind

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Was führen die auf?

Erstaufführung

  • ein Stück wird zum ersten Mal in einem Staat, einer Stadt, einem Theater oder an einem Ort gespielt

Voraufführung

  • alle machen die Augen zu, außer die Zuschauer:innen im Theatersaal. Offiziell sagt man, das Stück sei noch nicht gespielt worden, aber es ist auf einer Bühne zu sehen. Es ist aber keine öffentliche Generalprobe, sondern die Darsteller:innen geben sich ehrlich Mühe. Dieses Format wird gewählt, wenn man noch auf die Uraufführung warten möchte.
    Ich habe das erlebt, als wichtige Gäste keine Zeit hatten, zur ersten Aufführung zu kommen. Dann hat man diese Vorstellung Voraufführung statt Uraufführung genannt.

Uraufführung

  • die offiziell erste Aufführung eines Theaterstücks

(Universums-)Uraufführung

  • es gibt so exzentrisch künstlerische Orte, die es zum Teil ihres künstlerischen Ausdrucks machen, die Uraufführung extra anders zu nennen. Es bleibt einfach die Uraufführung.

Weil Theaterleute oft meinen, es würde auf der Bühne nicht genug geredet, gibt es vorher manchmal eine Stückeinführung, und nachher manchmal ein Nachgespräch.

In Wahrheit sind beides nur Denkanleitungen. Die Stückeinführung ist, als würde man den Trailer vor einem Film sehen. Es wird ein Vorgeschmack gegeben, was gezeigt wird, ohne zu Spoilern. Meistens sind (hinter den Kulissen) Beteiligte dabei, also z.B. Regiseur:innen, Dramaturg:innen oder Schauspieler:innen.
Beim Nachgespräch wird oft besprochen wie das Gezeigte zu verstehen ist und was gemeint ist. Auch dabei sind oft beteiligte Personen anwesend.

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Wer zeigt was wo?

Wer?

Ensemble

  • die Mitarbeiter:innen im Theater, die das Stück auf der Bühne zeigen, also die angestellten Schauspieler:innen

    Bemerkung am Rande: Das Volkstheater hat ab Februar eine Veranstaltungsreihe, in der man das Ensemble bei Gesprächen in der Nacht kennenlernen kann. Ich kann mir wenig Spannenderes vorstellen, als die Personen kennenzulernen, die dauernd so tun, als wären sie andere Personen.

Was?

Spielzeit

  • die (Jahres-)Zeit, in der im Theater etwas gezeigt wird. Leider ist das nicht das ganze Jahr, sondern meistens während des Schuljahres, ohne Semesterferien, also im Sommer wird nicht gespielt.

Repertoire

  • Während der Spielzeit werden Stücke aus dem Repertoire gespielt, also einfach das, was das Theater zu bieten hat.

Wo?

Spielstätte

Parkett

  • vergleichbar mit dem Erdgeschoß: die Sitzplätze direkt vor der Bühne, die teuersten

Rang

  • Stockwerke (oder Reihen) in der Theatersprache. Man zählt sie wie die Stöcke in Häusern, also 1. Rang, 2. Rang, usw…

Loge

  • ein kleines privates Zimmer, von dem aus man auf die Bühne schaut. Meistens mit vier Plätzen, manchmal mit zwei. Gut für Verliebte, mäßig, wenn einen das Stück sehr interessiert, weil man meist eine schlechtere Sicht hat. Manche Logen in der Oper oder in einigen Wiener Theatern sind für VIP Gäste reserviert. In der Oper gibt es die (Bundes-)Präsidentenloge. Leider sind diese Logen meistens leer, aber zu Premieren hat man die Chance, dort Prominenz zu sehen.

Galerie

  • die 2. - 4. Ränge, also Stöcke

Balkon

  • die erhöhte Ebene im Parkett. Das Parkett geht nach hinten hin bergauf. Der Balkon beginnt dort, wo man am Parkett nach hinten geht. Geht man näher an die Bühne, wird es niedriger.

Wenn ich auf einem dieser Plätze sitze, bin ich Besucher:in, Zuschauer:in oder Teil des Publikums.


eSeL Foto: Rimini Protokoll - Black Box (Volkstheater Wien, seit 2021)

Wo kriegt man die Karten?

Ich kaufe Karten nur an der Abendkasse eine halbe Stunde vor der Vorstellung. Dafür spaziert man selbstbewusst ins Theater und bittet um eine Restkarte, dort wo sich alle anstellen. Ich bin ein Mal pro Woche im Theater, und noch nie waren alle Plätze derart belegt, dass sich nicht noch eine Karte für mich gefunden hätte. Als Studentin hat man den besonderen Vorteil, dass man Karten ab €7 in vielen Wiener Theatern, und für höchstens €20 in der Oper bekommt (Wenn man bedenkt, dass der Preis dafür manchmal sogar über €200 ist).

Falls jemand nicht mehr Student:in ist gibt es noch Trick 17, den ich auch gerne anwende: Stehplatzkarten kaufen. Die sind manchmal sogar noch billiger als Student:innenkarten. Sobald man auf den Stehplätzen steht und das Licht ausgeht, kann man auf einem frei gebliebenen, gemütlichen Sessel Platz nehmen. Es gibt immer jemanden der durch Abwesenheit glänzt. Du kannst dann den Sitzplatz der Person einnehmen.
Diesen Tipp aus dem Graubereich des Rechtskonformen hast du nicht aus diesem Beitrag. Für das Erwischtwerden bei dieser Art von Vergehen biete ich keine Strafverteidigung* an!

Die Preise können mit Kinokarten mithalten, oder sind sogar niedriger. Essen und Getränke dürfen leider nicht in die Vorstellung mitgenommen werden, dafür kann man vor dem Stück und in der Pause am Bufett bestellen. Auch das hat seinen Charme, und man bekommt Kaffee. Wobei es natürlich ist wie überall in Österreich: es gehört dazu, ein alkoholisches Getränk am Theaterabend zu trinken. Meistens Sekt oder Wein, aber Bier gibt es auch.

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Wird man in Jeans und T-Shirt reingelassen, oder muss man zumindest ein Hemd tragen, wie damals beim Schultheaterausflug?

Überall in Wien kommt man praktisch in jede Schauspiel- & Musikstätte in jeder Kleidung hinein. Ich persönlich fühle mich manchmal fehl am Platz, wenn ich ganz anders als alle anderen gekleidet bin. Deshalb richte ich mich oft nach dem Rest des Publikums. Als Faustregel merke ich mir: je teurer die Eintrittskarten ohne Ermäßigungen sind, desto formeller ist das Publikum gekleidet. Eigentlich sind nur Besucher:innen der Wiener Staatsoper meistens sehr elegant angezogen, schon im Burgtheater tragen viele Personen Jeans. Im Josefstadttheater ist das Publikum eher „oldschool“, man trägt meistens Anzüge und Abendkleider; im Volkstheater bevorzugt man eher, sich „casual“ anzuziehen.

Die Bottomline des Möglichen bei den Outfits ist die Nacktheit. Man soll eben BEkleidet und nicht ENTkleidet erscheinen.
Das Motto ist: man muss sich am Anfang wie das Stück mit einem Stück Stoff verdecken, und am Ende damit wieder zudecken.

Was man macht, während das Licht aus ist, wird nie jemand erfahren.

*Dieser Beitrag wurde von einer Juristin verfasst, die aus dem rechtlichen Haifischbecken in die tiefen Gewässer der Kultur getaucht ist.

Weiterlesen: #eSeLSCHWARM feat. Lachs: Was für ein Theater? – Teil 2
Text: LAchs

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