„Zwei Seelen Pracht“

eSeL Foto: Franz Hubmann - Künstlerporträts. Die Schenkung Helmut Klewan (Albertina, 2.7. - 10.10.2021)
eSeL Foto: Franz Hubmann - Künstlerporträts. Die Schenkung Helmut Klewan (Albertina, 2.7. - 10.10.2021)

The trouble with Künstler:innenportraits ist, dass das bisserl Ruhm auf den Fotografen abfällt, und als selbstbewusster (Sich-Alles-Beibringen-)Könner will der eSeL natürlich für seinen gewitzten Blick und nicht die Aura der Abgebildeten gewürdigt werden. In der Betrachtung solcher Kaliber wie Franz Hubmann relativiert sich das, weil man den Fotografen im fülligeren Rückblick auf Jahrzehnte an Reportagen, Schnappschüssen, Geprächsresultaten oder klar posiertem Portrait deutlicher herauslesen kann, und bei Hubmann obendrein noch einen historischen Rückblick auf die Wiener Kunstszene bekommt – viele Eindrücke davon übrigens dann bereits für Klewan und in gemeinsamer Ausstellung (und bekanntem Fotobuch) entstanden. Auch bei Schenkungen, wie etwa den Abzügen, die Ex-Galerist Klewan der Albertina geschenkt hat, fällt natürlich Reputationsgewinn ab. Und weil Sammler:innen von Hubmanns Werken im prestigeträchtigen Museum Öffentlichkeit kriegen, hat’s für’s Publikum den Vorteil, dass es in der Albertina gleich mehrere Ausstellungen parallel anschauen kann.

eSeL Foto: Ane Mette Hol. Im Werden (Arbeitstitel) (mumok, 7.7. - 10.10.2021)
eSeL Foto: Ane Mette Hol. Im Werden (Arbeitstitel) (mumok, 7.7. - 10.10.2021)

Die andere Seelenhälfte von eSeL, die gern mit Konzept und Strategie an die Dinge herangeht, fühlt sich derzeit im mumok bei Ane Mette Hol bestens bedient, weil es der norwegischen… Zeichnerin (ja, das ist sie trotz allem postmodernen Konzept) gelingt, die Bedingungen von Kunstproduktion und -betrieb in ihre Arbeiten in einem Verweisgeflecht gleichzeitig zu Abbild und Werk über die Entstehung von Kunst zu verarbeiten. Trotz referenzreicher Reflexion gibt’s schon allein aufgrund des Arbeitsaufwands unübersehbar wertvolle Zeichnungen von scheinbar Wertlosem zu sehen. So wurden zB jene Farbkarten akribisch als Zeichnung imitiert, die eigentlich dazu dienen, farbechte Fotos für’s Museum zu ermöglichen. Eine davon hängt folgerichtig im mumok direkt unter Farbverweisbildern von Heimo Zobernig. Oder die fotorealistische Zeichnung eines Versandpakets für Arbeitsutensilien, die einst für ein anderes Ausstellungsplakat verwendet wurde, und nun als Zeichnung dieses Plakates „im Original“ (das aber zwangsläufig gezeichnete Kopie ist) in der Wiener Ausstellung hängt. Ein Abbild dieser vielschichtigen Zeichnung wirbt übrigens wieder als Pressefoto für die aktuelle Ausstellung.

Das klingt komplizierter als es ist, liefert aber Augenfutter, weil Ane Mette Hol für das zeichnerische Bewahren beziehungsweise Übersetzen dieser Wegwerfprodukte rund um die Kunst Monate an Arbeitszeit investiert, und das sieht man –auch wenn man die ebenso akribisch gezeichneten Rückseiten nicht sehen kann, weil die ja gehängt oder gelegt unsichtbar bleiben. Also darf man auch wieder ein bisserl glauben, um mehr zu sehen, als man dann doch sehen kann. So ist und bleibt das mit der Kunst.


Und auch sonst hat sich das mumok ja auf allen Ebenen neu herausgeputzt. Also kann man in der Zobernig Ausstellung vergleichen, wie der österreichische Alleskonzeptler, die Kunstbetriebsbedingungen mit seinen Werken verzahnt (und derzeit erstaunlich fröhlich Sinnliches serviert),der bei der Sammlungsneuaufstellung „Enjoy“ die Jahrzehnte durch Gegenüberstellung mit Gegenwartskunst neu aufbereitet entdecken.
Entdeckungslust wäre dann Seele Nr. 3 – aber die gibt’s ja allenorts zu befriedigen. Dafür hilft auch immer ein kleiner Blick in den eSeL Kalender.

Albertina:
- eSeL Fotos: Franz Hubmann
- eSeL Kalender: Franz Hubmann. Künstlerporträts

mumok
- eSeL Fotos: Ane Mette Hol
- eSeL Kalender: Ane Mette Hol. Im Werden (Arbeitstitel)

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