Santa Maria Paraffina

Mythos § Trope § Glitch
Zeitgenössische Kunst Ausstellung
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2 Termine
Donnerstag 24. April
24. April
Do
19:00
Eröffnung
Santa Maria Paraffina
eSeLschwarm – für Community Perspektiven
Freitag 25. April - Sonntag 1. Juni
Fr 25. April -
So , 1. Juni
Ausstellung
Santa Maria Paraffina

Maria Paraffina – eine Trope, eine Ästhetik, ein Gebrauchsgegenstand. Sie ist ein Inselmädchen, eine Seefrau, ein Gespenst am Hafen. Ihr Körper ist durchdrungen von Begehren, Blicken und Salzwasser. Sie existiert in Postkarten, in Hashtags, in der glitzernden Fata Morgana. Sie ist ein Avatar, durch den die fließenden Überschneidungen von Geschlecht, Sexualität, Kolonialgeschichte und der wirtschaftlichen Maschinerie des Begehrens navigiert werden können.

Mit diesem kollektiven Alter Ego schwelgen Felisha Carénage, Luiza Furtado und Anne Meerpohl in den absurden weiblichen und dämonischen Tropen des Frauseins, die in den Räumen am Meer auftreten, in die sie hineingeboren wurden. Die dritte Auflage der Ausstellung Maria findet jede der Malerinnen in einer typischen europäischen Stadt, die durch einen Fluss geteilt wird – Hamburg, Wien, Berlin. Für Santa María Paraffina navigieren sie ihren aktuellen Kontinent nach außen – zurück nach Florianopolis, Eckernförde und San Fernando. Sie spielen mit den Regeln, die für Malerei, Performance und Textilien gelten, und verwischen ihre eigene Maria-Ikonografie, indem sie die Spiegel ihrer Oberfläche verzerren, Wellen zu Rinnsalen rudern und flüssige Zukünfte versprühen.

Felisha Carénage nutzt die Riten der Installation im geschichtsträchtigen VBKÖ-Raum als (Fehl-)Erinnerung an ererbte, créolisierte spirituelle Praktiken. Ihre Holz-, Papier-, Stoff- und Klangarbeiten stützen einen Altar für Santa María Paraffina. Um Maria als die missmutige und unerkennbare Subalterne zu verehren, wird dieser Altar mit einer Kartografie des am Fluss gelegenen Andachtsgartens der Großmutter versehen. Hier spielt die Künstlerin die Choreografie einer Steelband-Flagwoman, lyrisiert die Segeltuchsegel der Schiffe von Kolumbus und macht sich gewalttätige literarische Tropen zu eigen, die in schwüle Pop-Fiction-Cover verpackt sind. Kann Maria durch diese Methoden der Unterwanderung und der Unterwerfung unter die Mythenbildung, die der Aufbau einer Nation erfordert, geheiligt werden?

Water Strings ist eine Werkserie von Luiza Furtado, die zwischen weicher Skulptur und Malerei angesiedelt ist: Mit Fragmenten von Bettenteilen, gebrauchten Textilien und Surfbrett-Wachs als Bindemittel schafft die Künstlerin Bilder, die an eine sich überlagernde Karte von Flüssigkeiten erinnern. Die Arbeit verweist auf eine fiktive Begegnung zwischen den Wegen der Donau-Adern, dem lokalen unterirdischen hidric*-System und den Spuren der Feuchtigkeit, die Regen auf Architektur hinterlässt. Luiza navigiert zwischen natürlichen und urbanen Elementen – der Bewässerung der Stadt – und reflektiert dabei über miteinander verbundene Strukturen gesellschaftlicher Pflege: die Instrumentalisierung und Kontrolle von weiblichen Körpern und natürlichen Ressourcen. Dabei kommen Themen wie Geschlecht, Reproduktionspolitik und Ökonomien des Vergnügens zur Sprache. In Zeiten ökologischer Dringlichkeit verstärkt sich die Hitze und die Spannungen zwischen diesen Elementen nehmen ab.

Als Fortsetzung von Teil I und Teil II von Santa María Paraffina beschäftigt sich Anne Meerpohls Arbeit mit dem Aufwachsen am Meer und der Küste als Durchgang oder Schwelle, an der sich nicht nur Steine, Algen und Muscheln ansammeln, sondern auch soziale Räume von Machtstrukturen verhandelt werden. Ein Hybrid aus Malerei und Skulptur adaptiert die Form einer Miesmuschel, die an zahlreichen Küsten, auch an der Ostsee, zu finden ist, wo sie vergleichsweise in kleinerer Form mit dünnerer Schale auftritt. Muscheln symbolisieren also nicht nur eine schützende Hülle, einen Mantel, der etwas in sich birgt, sondern auch Schönheitsideale, Geschlechterkonstruktionen und sexualisierte Narrative. Die Leinwand wird zu einer zerbrechlichen Oberfläche, während sich der Rahmen als Riss verflüssigt. Eine begleitende Arbeit als Kartenspiel bietet eine spielerische Erweiterung, die das Gemälde mit Textfragmenten verbindet und auf den sozialen Raum der Verhandlung und der gemeinschaftlichen Interaktionen verweist.

Im Rahmen des INDEX-Festivals findet die Finissage der Ausstellung am 31. Mai statt. Felisha, Luiza und Anne präsentieren Surge – eine Performance, die ihre malerischen Installationen aktiviert.

Passagen befeuchten sich, Worte fließen und Posen tauchen auf. In einer sintflutartigen Welle zwischen Hall und Träumerei beschwören, verzerren und erobern die Künstlerinnen Santa Maria Paraffina zurück.

* Wasser

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