Wild Tales
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WILD TALES
AR/ES 2014, 122 Min., OmU
Regie: Damian Szifron, mit Dario Grandinetti, Julieta Zylberberg, Rita Cortese, Cesar Bordon, Leonardo Sbaraglia, Walter Donado, Ricardo Darin, Nancy Duplaa, Oscar Martinez, u.a.
Die sechs voneinander unabhängigen Episoden beschäftigen sich allesamt mit den Themen Rache und Vergeltung. Rache ist süß, heißt es, aber in der argentinischen Wutbürger-Eskalation ist Rache tödliches Elixier. Hier bedeutet Rache Flugzeugabsturz, Autoexplosion oder Tod durch Rattengift. Harmlose Überholmanöver auf der einsamen Landstraße steigern sich zu tödlichen Duellen, falsche Strafzettel können Berge der Wut versetzen, eine heimliche Affäre verwandelt ein Hochzeitsfest in eine Eifersuchtshölle. Wo bürokratische Systeme zulasten des Bürgers entgleisen, wo die korrupte Staatsmacht in den Dienst der ohnehin schon Privilegierten tritt, schlägt die Stunde jener, die sich das eben nicht mehr so einfach gefallen lassen…
Das ist intellektuelles Unterhaltungskino, das mit den Affekten spielt, denn es gibt in den „Wild Tales“ ja noch einen Faktor, mit dem Szifrón besonders virtuos spielt: das Erregungspotential des Publikums, das er immer wieder an den Punkt führt, an dem nicht mehr klar ist, ob man nun besser lachen oder weinen oder laut schreien soll. Oder doch den Feuerlöscher holen und die eine oder andere Figur aus dem Bild pusten? Bewahre uns das Kino vor unseren wilden Phantasien! ……es handelt sich um Geschichten, wie man sie sich im Aufzug erzählen könnte, beim Warten auf die U-Bahn, abends beim Essen, wenn der Tag gelaufen ist und man sich in Sicherheit wiegen kann und wenn man sich wohlig mit dem Gedanken beschäftigt, was alles schiefgehen kann im zivilisierten Zusammenleben. Die „wilden Erzählungen“ ziehen den Gehalt moralischer Fabeln ins Absurde, indem sie an dem Punkt, an dem wir eine Lehre ziehen könnten, nicht haltmachen, sondern noch ein bisschen weiter gehen.
(Bert Rebhandl, FAZ)