Sequenzen bewohnen
Zeitgenössische Kunst Vortrag
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Im Gespräch mit dem Medienkünstler und Feldbiologen Marcus Held und einer Auswahl seiner künstlerischen Arbeiten
Transkulturelle Studien
Das englische Wort „capture“ meint, etwas einfangen, festsetzen, erfassen (auch die digitale Erfassung analoger Materialien), festhalten, im Bild oder mit Fangnetzen. Marcus Helds Bilder und Töne erproben andere Weisen der Relation, sowohl im Umgang mit dem Prozess des Aufnehmens als auch im Umgang mit dem Denken seines Materials und den Medien ihrer Vermittlung: Pflanzen, Tiere, Kameras, Mikrofone, Sammlungen.
Sequenzen bewohnen ist ein Vorschlag für so eine andere Weise des Arbeitens: künstlerisch wie ökologisch und lässt sich auch als Beschreibung der vorgestellten Arbeiten – DNA Sequenzen, Bildsequenzen, Sequenzen der Anordnung – verstehen.
Arbeiten, die präsentiert werden:
Transplantations (2020, Mixed media): 2020 wurde das Herbariums des Botanikers Otto Fiedler restauriert. Die nunmehr leeren Blätter dieser Sammlung werden in Transplantations neu beschrieben. Seit 1920 sammelte Fiedler Pflanzen in Leipzig, mit dem Augenmerk auf solche, die erstmals über Waren- und Rohstofftransporte in die Stadt gelangten. Die Arbeit versucht darin die Sichtbarmachung (post)kolonialer Verbindungen von Pflanzen und Menschen zwischen Leipziger Baumwollspinnereien und kolonialbotanischen Instituten in Ostafrika.
Eure Wege im Unland (WIP seit 2021, Dokumentarfilm): Der essayistische Roadtrip entlang von Straßen, Kanälen und Stromtrassen wird die problematischen Ursprünge des Naturschutzes in Deutschland konfrontieren und nach Wegen suchen, Prinzipien aus rechten Ideologien zu verlernen, die bis heute das Handeln im Umgang mit Umwelten bestimmen. Beobachtungen an WIP-Sequenzen.
Die Pappel (WIP seit 2017, Fotografie) ist ein Baum der Arbeit, ein Baum der Moderne, die Pappel ist die Anti-Eiche. Schnellwachsend und anspruchslos wird sie in der jungen DDR als Gastarbeiterin nahezu überall gepflanzt. Schatten für Kinder auf Schulhöfen und in Kindergärten, Erosionsschutz für flurbereinigte Äcker, Sanierung ausgelaugter Braunkohlekippen, aber vor allem schnellwachsendes Holz sollte sie liefern für eine isolierte Industrie ohne nennenswerte Rohstoffe. 70 Jahre später wird ihr ein schlechtes Arbeitszeugnis ausgestellt, zu brüchiges Holz, dass man letztlich doch nicht brauchte wird zur Lebensgefahr an Straßen und Plätzen. Ein Fotoprojekt auf der Suche nach Sequenzierung.
Im Anschluss Gespräch mit Nanna Heidenreich, Transkulturelle Studien.
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen des Seminars „Alien Species“ und ist offen für alle interessierte Personen. Gefördert im Rahmen einer Kooperation mit der ERSTE Stiftung.