Jan Soldat zählt zu den eigenwilligsten Filmemacher*innen der Gegenwart, seine Filme liefen bei renommierten Festivals in Cannes, Rotterdam, Karlovy Vary oder der Berlinale genauso wie bei Kurz,- Porno- oder Nischenfestivals. Grob kategorisiert lassen sich seine Arbeiten in zwei Werkgruppen einteilen:
1. Date-Filme, dokumentarische Sonderformen, die einen Katalog sexueller Devianz, ein Lexikon des Perversen und Nicht-Normativen entstehen lassen. 2. Akribisch recherchierte Found-Footage-Filme, deren Fokus Sterbe-/Todesszenen u.a. von Udo Kier und Christopher Lee oder zuletzt von Frauenmorden der Serie Ein Fall für zwei bilden.
Statische Bilder, sehr selten mit Handkamera, sind Soldats formale Handschrift. Er verantwortet Regie, Produktion, Kamera, Schnitt und Ton selbst, ist quasi allein am Schauplatz. Seine Serie “Erste Dates Kurzfilme”, die er 2010 startete und die mittlerweile über 120 Filme umfasst, erfordert diesen Produktionsprozess. Wer hat Lust sich filmen zu lassen? So lautet sein Aufruf auf homo- und heterosexuellen Plattformen, dem bisher primär ältere, bi- und homosexuelle Männer gefolgt sind. Freizügig, meist nackt, teilen sie ihre Erlebnisse, sexuellen Routinen, Vorlieben und Fetische. Im dokumentarischen Sinne lassen sich Soldats Date-Filme mit dem Kinsey Report assoziieren, der in den 1940er und 1950er Jahren dem menschlichen Sexualverhalten auf die Spur zu kommen versuchte.
Pornos spielen in Soldats Filmen häufig als mediatisierte Displays eine Rolle, seine Arbeiten sind aber vielmehr an einer Schnittstelle zum Dokumentarischen zu lesen, die dem Gespräch über und der Rahmung von Sex größere Aufmerksamkeit schenken. Sehen wollen und zeigen, kurzum neugierig sein, fungieren als Soldats wichtigste Parameter: Kino als Erfahrungsraum. (Dietmar Schwärzler)
Eine Kooperation mit sixpackfilm
Ab 18 Jahren