Blumen begleiten uns im Alltag, sprechen unsere Sinne an, sind Trägerinnen von persönlichen Erinnerungen. Künstlerin Regula Dettwiler interessiert sich für die Botschaften und Geschichten, die Blumen übermitteln. Aus natürlichen wie künstlichen Pflanzen schafft sie für das Erdgeschoss der Landesgalerie Niederösterreich eine poetische Installation.
Herbarium der Gefühle
Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile. Das „Herbarium der Gefühle“ versammelt getrocknete und gepresste Blüten und Gewächse, die Menschen aus Krems und Umgebung zur Verfügung gestellt haben. Diese Pflanzen symbolisieren eine Emotion, ein Gefühl oder ein besonderes Ereignis, das die Besitzer:innen mit der Pflanze verbinden. Dettwiler erstellt daraus ein Herbarium in der Tradition naturkundlicher Pflanzendarstellungen und ersetzt die wissenschaftliche Klassifikation durch eine poetisch erzählerische Kategorisierung.
Raumgreifende Installation
Der zweite Teil der Ausstellung ist eine künstlerische Intervention mit gebrauchten Plastikblumen, die auf Friedhöfen dem Abfall überlassen wurden. Diese künstlichen Blumen werden in der Ausstellung zu neuem Leben erweckt und in großen Bündeln und Girlandenform von der Decke gehängt. Die beeindruckende Installation ist speziell für den Ausstellungsraum der Landesgalerie entworfen und erinnert an die Hängenden Gärten von Babylon.
Zwischen Vergänglichkeit und Beständigkeit
Dettwiler spielt mit dem Unterschied zwischen echten und aus Plastik hergestellten Blumen und ihrem Symbolgehalt. Echte Blumen repräsentieren als Produkte der Natur das Leben, die Vergänglichkeit und die Schönheit in ihrer reinsten Form. Allerdings ist ihre Schönheit flüchtig, sie blühen und verwelken und machen uns unsere eigene Sterblichkeit bewusst. Künstliche Blumen hingegen sind Produkte menschlicher Kreativität. Sie repräsentieren den Wunsch, die Schönheit festzuhalten und die Vergänglichkeit zu überwinden. Sie sind damit Symbole der Beständigkeit und der Kontrolle, die wir über die Natur ausüben wollen.
Mit natürlichen und künstlichen Pflanzenmaterialien vereint die Ausstellung zwei Archive der Erinnerungen. „Unvergesslich“ ist ein großer Gefühlsspeicher privater Gemütsbewegungen, die im Museum für eine begrenzte Zeit öffentlich werden.