Architektur war lange eine treibende Kraft für Innovation und Wachstum und ist dabei zur Materialisierung des globalen Kapitals geworden. Weltweit werden von der Bauindustrie natürliche Ressourcen und Arbeitskräfte ausgebeutet. Gleichzeitig können sich viele Menschen ihre Wohnungen, die zu Anlageprodukten geworden sind, nicht mehr leisten. Wie konnte das Bauen so zerstörerisch für Mensch und Natur werden und was können Architekt*innen dem entgegensetzen? Das Werk der Architektin Anupama Kundoo steht exemplarisch für eine andere Art von Architektur. Ihre Arbeit widersetzt sich den Logiken des Kapitals und den normativen Standards der Bauindustrie ebenso wie binären Schön- heitsnormen, die von der Architektur verlangen, entweder innovativ oder traditionell, ent- weder ökologisch oder verschwenderisch zu sein.
Anupama Kundoo wuchs in Mumbai auf, wo sie in den späten 1980er Jahren Architektur studierte. 1989, als die globalisierte Urbanisierung in Indien das Kommando übernahm, zog sie in die experimentelle Stadt Auroville in Südindien, wo sie im Alter von dreiundzwanzig Jahren ihr Büro Anupama Kundoo Architects gründete. Sie lehrte an renommierten Univer- sitäten in aller Welt, hat mehrmals auf der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt und zahlreiche Preise erhalten. Sie unterhält derzeit Büros in Berlin, Mumbai, und Puducherry, doch der größte Teil ihres architektonischen Schaffens findet sich in Auroville und Puducherry.
Reichtum liegt in Anupama Kundoos Projekten nicht in edlen Materialien und perfektio- nierten Industrieprodukten, sondern in der neuartigen Verwendung von Materialien und Techniken, die lokal im Überfluss vorhanden sind. Das gelingt ihr durch die Verbindung von High Tech und Low Tech, die Weiterentwicklung von traditionellen Bautechniken, innovative Leichtbauweisen und regionale Materialkreisläufe. Ihre Projekte sind gebautes Wissen für ein neues Verhältnis von Zeit, Geld und Material - sowohl für Regionen, in denen kosteneffizientes und nachhaltiges Bauen zur Sicherung der Grundversorgung dringend erforderlich ist, als auch für Regionen, in denen Aufgaben wie Umbau und In- standsetzung im Vordergrund stehen. Die Ausstellung macht Kundoos lebendige Architek- tur sinnlich erlebbar und ist ein Aufruf für eine andere Architektur.
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Reichtum statt Kapital. Anupama Kundoo
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