Tobias Pils, 1971 in Linz geboren, zählt zu den spannendsten malerischen Positionen der Gegenwart. Unter Verwendung einer stark reduzierten Farbpalette schafft er Gemälde und Zeichnungen, die abstrakte und gegenständliche Momente zu assoziativen Bildwelten verweben. Was sich auf motivischer Ebene als eine Auseinandersetzung mit ebenso elementaren wie persönlichen Themen wie Geburt und Tod, Werden und Vergehen lesen lässt, verhandelt zugleich zentrale Fragen der Malerei: In Pils’ Bilderkosmos führt eine malerische Markierung zur nächsten, ein Bild zu einem weiteren, so als würde auch die Malerei unausgesetzt ihren Tod und ihre Wiedergeburt inszenieren.
Pils’ Verzicht auf Buntheit schafft Distanz. Das von ihm bevorzugte Grauspektrum, zuletzt erweitert um gedeckte Braun-, Blau- oder Grüntöne, sowie die rätselhaften Konstellationen von oft nur angedeuteten Architekturen, Figuren und Gegenständen entrücken seine Bilder der Realität, lassen sie traumhaft erscheinen. Ihre Betrachtung lädt zu einer Fährtensuche ein, die sich auf die dem Bild inhärente Logik, die Grammatik der malerischen Sprache einlässt. Analog zum Vorgang des Malens, der von Intentionen und zufälligen Ereignissen bestimmt ist, erweist sich auch die Bildbetrachtung als ein prozessuales Geschehen mit offenem Ausgang.
Die Rekapitulation des malerischen Prozesses beschränkt sich nicht auf das Einzelwerk. Pils’ Bilder entstehen in Gruppen, die er auch „Familien“ nennt. Deren innere Zusammengehörigkeit zeigt sich darin, dass bestimmte kompositorische Elemente immer wieder auftauchen – vergleichbar einem musikalischen Thema, dessen Variation unterschiedliche Stimmungen erzeugt. Der Begriff der „Familie“ impliziert, dass die Bilder dem Künstler nahe sind, ohne sich jedoch im Persönlichen zu erschöpfen. Vielmehr veranschaulichen sie universale Erfahrungen von Intimität und Distanz, Opposition und Verschwisterung: eine Kosmologie des Kreatürlichen.
Die Ausstellung im mumok ist die bislang umfangreichste Präsentation von Pils’ Werk. Neben einem Überblick über sein malerisches Schaffen des letzten Jahrzehnts widmet sie sich auch dem umfassenden zeichnerischen Werk des Künstlers. Ebenfalls Teil der Ausstellung ist eine für den konkreten Ort konzipierte Wandmalerei, die sowohl auf die transitorische als auch die raumbezogene Dimension von Pils’ künstlerischer Praxis verweist.
Kuratiert von Manuela Ammer