Das mumok widmet der seit 2013 in Wien lebenden Künstlerin Kazuna Taguchi ihre erste museale Einzelausstellung. Taguchi, die an der Tokyo University of Arts Malerei studierte, verfolgt eine eigenwillig-anachronistische und introvertierte Atelierpraxis. Ihre präzise komponierten, monochromen Fotografien zeigen häufig (weibliche) Körperfragmente, Gesten oder Blicke und stehen in Resonanz mit der surrealistischen Tradition, die Momente des Traum- und Geisterhaften, des Todesbezugs und Fragen der fotografischen Repräsentation des weiblichen Körpers thematisiert.
Kazuna Taguchis Werke sind zwar digital informiert, beruhen jedoch auf einer analogen und eigenhändigen Herangehensweise am Übergang von Malerei und Fotografie: In einem ausgeklügelten Prozess führt Taguchi verschiedene medial reproduzierte Bildquellen (darunter Verweise auf ihr früheres Werk, auf anonyme Fragmente aus Zeitschriften oder auf historische Kunstwerke) zu einer hybriden Fotomontage zusammen, übersetzt diese in ein Gemälde oder eine Zeichnung, die sie wiederum in verschiedenen Umgebungen fotografiert und deren Abzüge sie in der Dunkelkammer manipuliert. Die Künstlerin vergleicht die multiplen Schichten und die wiederholten Eingriffe, die zu einer Durchdringung verschiedenster Texturen, Zeitebenen und Erzählräume führen, mit der Arbeit einer Malerin, die unermüdlich an ihre Staffelei zurückkehrt. Zugleich zeugt die ungreifbare Distanz, die von den geisterhaft entrückten wie offenkundig konstruierten Fotografien ausgeht, von Taguchis widerständiger Auseinandersetzung mit einer Gegenwart, die von visuellen Rückkoppelungsschleifen und der narzisstischen De- und Rekonstruktion des digitalen ‚Selbst‘ bestimmt wird.
Kuratiert von Heike Eipeldauer