Das von Christian Morin kuratierte zweitägige Festival DESERTSHORE geht in die dritte und letzte Runde und widmet sich dazu passend einem wichtigen Aspekt aus dem Werk der namensgebenden Künstlerin Nico – der Melancholie.
Beim Versuch den Begriff der Melancholie zu erfassen, stößt man auf viele Definitionen. So zum Beispiel auf diese: „Melancholie geht häufig mit spezifischen Gedankenmustern einher. Diese beinhalten oft eine intensive Selbstreflexion und ein starkes Bewusstsein für die eigene Vergänglichkeit und die Unvermeidbarkeit des Verlusts.“ Tatsächlich scheint die Melancholie eine der fundamentalsten Triebkräfte zur Erschaffung von Kunst zu sein, die sich auch gerade in der Musik in immer wieder neuen Formen zeigt. In der Kreation künstlerischer Werke liegt oft große Freude, gleichzeitig aber auch das Bewusstsein ihrer Vergänglichkeit. Kreative Menschen sind besonders empfänglich für diese Kräfte, und haben dadurch den Zugang zu einer tieferen Einsicht in die Natur der menschlichen Existenz.
Gleichzeitig lauert hier aber auch eine Gefahr. Die Melancholie kann auch zu einem Monster werden und sich in eine Depression verwandeln, in der nur noch Lähmung und Selbstzerstörung existieren. Die Künstlerin Nico wandelte Zeit ihres Lebens auf diesem dünnen Grat, und schaffte es nicht, sich dem zerstörerischen Moment zu entziehen. So ist gerade ihre Platte DESERTSHORE ein Werk von fundamentaler Schönheit, aber auch gleichzeitig ein Dokument des Untergangs.
DESERTSHORE III widmet sich Künstler*innen, denen es gelungen ist, die Melancholie als positive Kraft zu nutzen. Die schottische Band Arab Strap, die am ersten Abend des Festivals spielt, ist hierfür das beste Beispiel. Auch der Musik von The Notwist wohnt eine ganz spezifische Form der Melancholie inne. Vielleicht wäre die damit einhergehende Selbstreflexion über das menschliche Sein auch ein Gegenmodell zu einer sich immer weiter polarisierten aufgeheizten Öffentlichkeit, die sich in immer schneller werdenden Kommunikationsformen gegenseitig die Augen aushackt, ohne Empathie für die Existenz des anderen. Das und vieles mehr werden wir auch im Eröffnungstalk „Melancholia“ am ersten Abend diskutieren.
Line Up #1
ARAB STRAP
ROSA ANSCHÜTZ
THE KVB
DAS KINN
VÍZ
Videoinstallation BLUE SPELL von Lillevan
DJ KARL KNALL
Line Up #2
THE NOTWIST
JOANNA GEMMA AUGURI
INSECT ARK
Videoinstallation BLUE SPELL von Lillevan