von Elisabeth Bakambamba Tambwe
Sprache: Deutsch, Englisch und Französisch
Roland Barthes Fragmente einer Sprache der Liebe (1977) ist eine diskontinuierliche Erzählung, gefüllt mit Episoden von Sprache, die in den Köpfen der Liebenden herumschwirren. Diese Reflexionen werden oft durch Umstände, Eifersucht oder Erwartungen unterbrochen, wodurch der Monolog in mehrere „Figuren“ aufgesplittert wird. Die Abwesenheit drängt sich auf.
Das Faszinierende an diesem Buch, das den Ausgangspunkt für diese Show bildet, ist, dass es sich den Codes der klassischen Fiktion entzieht: Es ist weder ein Roman noch eine wirkliche literarische Gattung. Die Fragmente kämpfen gegen die Konvention. In Speech of Love: Absence wird die Zweideutigkeit des Ichs und die Diskontinuität dieser wirbelnden Sprache bewahrt. Stellen Sie sich einen Wortsturm vor, in dem sich Selbstskulpturen, schwebende Körper, auf den Boden stampfende Absätze, schmerzhafte Erinnerungen, Lieder und der allgegenwärtige Tod am Ende der Straße vermischen.
Das Bedürfnis, geliebt zu werden (oder zu gefallen), ist wie Faulheit oder Feigheit: ein Makel, der je nach der Natur eines jeden Einzelnen ungleich verteilt ist. Die fünf bewegten, mal grotesken Darsteller*innen scheinen hier die Herausforderung eines Lebens zu leben, das darin besteht, sich von diesem Makel zu befreien, ohne den Stoizismus der Alten zu erreichen oder sich, wie Robinson Crusoe, als zeitgenössische Held*innen der Entsagung zu erträumen. Hier verbindet sich die getanzte Geste kraftvoll mit dem gesprochenen Wort, Theater mit Tanz und Performance.
Speech of Love: Absence stellt schließlich eine wesentliche Frage: Bin ich fähig genug, auf Liebe zu verzichten, um nicht zu versuchen, Andere meinen Launen und Ambitionen zu unterwerfen? Zu lernen, von einem überwältigenden Bedürfnis nach Liebe loszulassen, bedeutet zunächst zu lernen, für das Gute zu lieben.
Elisabeth Bakambamba Tambwe wurde 1971 in Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) geboren und wuchs in Frankreich auf, wo sie bildende Kunst und Bildhauerei studierte. In ihrer choreografischen Arbeit beschäftigt sich die Künstlerin mit der sensiblen und fragilen Dimension des Körpers und dem Konzept von Normalität, das sie als tyrannisch und erniedrigend kritisiert. Ihre letzten Arbeiten wurden u. a. bei den Wiener Festwochen, beim steirischen herbst, im brut Wien, beim donaufestival, bei ImPulsTanz und bei Afro_Vibes Amsterdam und im Forum Freies Theater Düsseldorf (FFT) gezeigt.