Das Leitmotiv des Künstlers Michael Höpfner lässt sich in dem Satz „Nur zu Fuß kann ich die Welt sehen” zusammenfassen. In den letzten dreißig Jahren hat er sich zu Fuß durch Berg- und Steppenlandschaften in Europa, Asien und Afrika bewegt und diese Eindrücke in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien, Zeichnungen und Installationen verarbeitet. Maßstäbe und Entfernungen bleiben dabei oft unklar, ebenso wie die Beschaffenheit der Landschaften. Höpfners Fotografien eröffnen einen Blick auf eine Welt, die den meisten von uns verborgen bleibt – eine Welt, die ebenso gut einem fernen Planeten entsprungen sein könnte.
Auszug aus Lumen Zine Heft #13:
12. 9. 2012 Tag fünf Changthang
4900 m Höhe / Die Biegung des Horizonts
sehen / oder bilde ich mir das ein /
Der Tundraboden ist weich, manchmal
sinke ich bis zum Knöchel ein und muss
den Fu. aus dem weichen Sand ziehen /
ich betrachte nur mehr meine Schritte
und die Erdoberfläche vor mir / Flechten,
Steine, winzige Fliegen, Sand, Pflanzen,
alles schmiegt sich an die Oberfläche, um
dem Sturm, dem Schnee, dem Eis
auszuweichen /
Indem ich auf den Boden schaue, sehe
ich die Sterne /
Die Oberfläche des Changthang ist von
Flussläufen und kleinen Seen durchzogen,
alles Morast / unbegreifliche Stille und
Alleinsein / ich spreche mit den Steinen /
gestern Nacht verschwand alles im
Sternenhimmel /
Michael Höpfner (geb. 1972) studierte Grafik und Malerei an der Akademie der bildende Künste, Wien und Fine Art Photography auf der Glasgow School of Art, Glasgow.