Eine Ausstellung im Rahmen der VIENNA ART WEEK
mit *Rahel Bruns *Anne Glassner
*Karin Maria Pfeifer *Sula Zimmerberger
Das Alltagsleben hat sich beschleunigt. Mit ein Grund dafür sind wohl die immer schnelleren technischen Innovationsraten, deren Ergebnisse selbst auch wieder helfen, die beschleunigten Abläufe zu bewältigen. Alles könnte in Balance sein, wenn parallel dazu nicht die Erfordernisse wachsen würde, sich auch emotional und seelisch den neuen Bedingungen anzupassen. Und da keimt der Verdacht, dass die Innovationskraft dieser Ebenen nicht immer mit der technischer Entwicklungen Schritt halten kann.
Wir wissen aus der Physik, dass große Beschleunigung mit großen Reibungsverlusten hohem Energieaufwand einher geht. Das bedeutet auf das Alltagsleben bezogen ein hohes Maß an psychischem und emotionalem Kraftaufwand. Dabei zeigt die emotionale Zeit-Erfahrung, dass vieles seine eigene Geschwindigkeit hat, die sich nicht beliebig verkürzen, nicht optimieren lässt, gerade nicht in Bezug auf psychische oder physische Entwicklungsschritte. “Alle Arten von Veränderung, unabhängig davon, ob sie die Lage, die Situation oder die Gestalt betreffen, benötigen ihre Zeit. Auch der Austausch zwischen Menschen und ihren Umwelten – wie natürlich auch zwischen Tieren, Pflanzen, Organen und ihren Umwelten – braucht seine Zeit, ganz gleich, ob dieser Austausch sich als Handlung verselbstständigt hat oder ob er an Austauschmedien wie Luft, Nahrung, physikalische Kräfte oder Informationen gebunden ist. Dieses universelle Phänomen wird seit Langem als “Eigenzeit” bezeichnet.”*
Die moderne Welt versucht Hilfestellung zur Entdeckung der Eigenzeit anzubieten, doch ist sie selbst Teil des Problems, dessen Lösung zu haben sie vorgibt. Die gewünschte Entschleunigung stellt sich nur schwer ein, wenn sie von außen realisiert werden soll. Es geht vielmehr darum, innere Fähigkeiten zu erkennen, mit der beschleunigten Welt umzugehen.
Sobald das eigene Gefühl die Taktfrequenz angibt, bringt man Anforderung und Können automatisch in Deckung. Der prototypische Fall des spielenden Kindes ist ein Hinweis auf die wirklichen, unserer Gesellschaft inhärenten Möglichkeiten zur Entschleunigung. Dessen Kreativität definiert sich nicht durch ein Loslösen von Zwängen, sondern durch ein Hinwenden zu den Dingen. In der selbstvergessenen Beschäftigung mit der Welt liegt die Kontaktmöglichkeit mit dem eigenen Ich. Künstler/innen lassen sich auf diesen Prozess ein, um neue Interpretationen und Positionen von Fremd- und Eigenzeit zu entwickeln.
* Fritz Reheis, Philosoph und Universitätsdozent, Bamberg