Not ist, wenn der Schnee das Dach eindrückt,
wenn das Wasser die Mauern wegreißt,
wenn die Krankheit den Menschen frisst.
Wenn aber der Mensch selber den Menschen frisst,
ihm nichts zum Leben lässt, nicht einmal die Luft,
das ist nicht Not, einerlei wen es trifft.
Das ist Krieg.
In und um Dybern herum breitet sich dichter Nebel aus. Zunächst am Fluss, dann auf der Weide. Als der Wind sich dreht, erreicht er das Wirtshaus am Rande und nähert sich schließlich auch der Stadt. Der Nebel sei giftig, sagt man, tödlich für Mensch und Tier, krank werde man davon.
Unter den Bewohner*innen der Stadt kommen Zweifel auf, ob es sich bei dem gelben, nach Senf riechenden Nebel um ein natur- oder gottgegebenes Unglück handelt. Die kritischen Fragen werden lauter und schließlich kommt ein gewagtes Gerücht in Umlauf: Das Gift im Nebel sei keine Strafe Gottes, sondern stamme aus der Chemiefabrik.
Sämtliche Vertreter der Fabrik sowie die von ihnen eingesetzten Kommissionen aus Ärzten und Chemikern bestehen darauf, dass die Fabrik keinesfalls Ursache des Nebels sei. Aber warum, so fragen sich die kritischen Stimmen leise, wurde in der Stadt ein unterirdisches Kino, einem Bunker gleich, mit 700 Plätzen und einem für 14 Tage ausreichenden Sauerstoffdepot erbaut, wenn es doch angeblich nie etwas zu befürchten gab?
Wenn ein Gerücht nicht wahr ist, sperrt man die Leute nicht ein.
Wenn ein Gerücht nicht wahr ist, braucht man kein Militär.