Mit Come, but as a Daytime Comet entwerfen Flaka Haliti (*1982 in Priština) und Jimmie Durham (1940–2021) eine subtile Reflexion von Identitätspolitik und Identitätsstiftung, im Zuge derer sie die skalaren Unterschiede zwischen Manifestation und Auslöschung offenlegen und auflösen.
Der Titel evoziert das Gefühl einer bevorstehenden Ankunft und reflektiert zugleich den kaum wahrnehmbaren Moment zwischen dem Nicht-mehr und dem Noch-nicht. Das Bewusstsein über die Präsenz eines solchen Moments – so selten wie die Sichtung eines Kometen bei Tageslicht – verbunden mit einer zugleich als Einladung und Forderung wahrnehmbaren Anrede an eine unbestimmte körperliche oder immaterielle Entität, verweist auf die schwer fassbare Mehrdeutigkeit, die Halitis und Durhams konzeptionelle Ansätze miteinander verbindet.
In Flaka Halitis Werken evozieren ambige zeitliche Schichten und Mechanismen des Verhüllens und Enthüllens Fragen nach Kausalität und den Bedingungen von Entortung und Liminalität, die als identitätsstiftende und soziopolitische Imperative wirken. Sie untersucht dabei die Paradoxie zwischen Fremdheit und Vertrautheit, Subjekt- und Objektsein, Wahrnehmung und (Re-)Präsentation, wobei sie diese Konzepte nicht als Gegensätze, sondern als wechselseitig abhängige Kräfte definiert.
Auch in Jimmie Durhams spielerischem Formenkosmos fungiert Identität als zentrales Ordnungsprinzip. Seine flexible Herangehensweise an das Wesen des Daseins zeigt, wie sehr er die elementare Essenz aller Dinge mit einzigartiger Sinnstruktur rekonfigurierte und ihnen so neue Funktionen und Kodierungen verlieh. Dadurch schaffen seine Arbeiten einen Raum, in dem Identität nicht als statisches Konstrukt, sondern als dynamischer, fortlaufender Diskurs zwischen dem Selbst und dem Anderen existiert.
Der Dialog zwischen Halitis und Durhams Arbeiten eröffnet eine profunde Auseinandersetzung mit den grundlegenden Faktoren von Identität und ihrer Konsequenzen und fragt gleichzeitig danach, wie sich der irreversible Verlauf der Zeit mit permanenten Strukturen von Macht und Widerstand in Einklang bringen lässt. Auf diese Weise setzen sich ihre Werke mit Identität als etwas Flüchtigem und doch Bedeutsamen auseinander, das kontinuierliche und ungeteilte Aufmerksamkeit einfordern muss.
(Text: Teresa Kamencek)