Frei nach Homer
Vorstellungsdauerca. 85 Minuten, keine Pause
Was ist Heimat? Vielleicht sowieso immer nur eine Illusion, ein Traumbild, an dem man sich gerade dann, wenn man weit davon entfernt ist, wie an einem inneren Anker festhält? Und was passiert, wenn man nach langer Zeit wieder in die Realität dieser Illusion zurückkehrt? Gezeichnet und geprägt von zahlreichen Erlebnissen und den Erfahrungen von Gewalt und Krieg. Wie reagiert man darauf, dass sich in der Heimat während der eigenen Abwesenheit vieles verändert hat? Dass man dort Eindringlinge und Kollaborateure vorfindet, dass andere die eigene Position eingenommen haben? Und wie geht es denen (zumeist sind es Frauen), die dort zurückgeblieben sind, sich ein anderes und vielleicht auch selbstbestimmteres Leben aufgebaut haben? Hat man gar keine andere Chance, als so zu reagieren wie Odysseus dies tat – mit erneuter Gewalt? In seinem Fall sogar mit einem Gemetzel?
Joachim Schloemer, Tänzer, freischaffender Choreograph und Regisseur für Tanz, Film, Oper und Schauspiel, nähert sich dem großen Mythos der Heimkehr des Odysseus in seiner ganz eigenen Herangehensweise und Ästhetik an. Wesentlich für Schloemers Arbeit ist es, aus dem Tanz bzw. dem bewussten Umgang mit Körperlichkeit heraus die verschiedensten Kunstsparten miteinander zu verknüpfen. In seiner Bühnenästhetik werden an diesem Abend eher Typen denn Charaktere auftauchen. Die fragmentierte und sprachlich leicht veränderte Fassung des 16. bis 24. Liedes der Odyssee bildet die textliche Grundlage des Abends. Die Fassung wird mit eingeschobenen Texten anderer Quellen verwoben und so neu interpretiert.
Ziel ist, das Thema Krieg aus der Perspektive der traumatisierten Heimkehrer in den Fokus zu stellen. Gibt es in der Mythologie das posttraumatische Stresssyndrom? Definitiv gibt dort die Rache der Göttinnnen und Götter. Vielleicht ist das ja ein und dasselbe?