von Ingeborg Bachmann in einer Bühnenfassung von Claudia Bauer und Matthias Seier
Claudia Bauer kehrt nach der mehrfach ausgezeichneten Ernst Jandl-Inszenierung humanistää! ans Volkstheater zurück – und widmet sich erneut mit einer energetischen und musikreichen Produktion einer Ikone der österreichischen Nachkriegsliteratur. Ingeborg Bachmanns MALINA bleibt eine offene Wunde, ein Riss in der Wand der Literaturgeschichte: Ein Kampf um Identität, um Selbstbehauptung, um das eigene Begehren.
„Wie glücklich ich war, glücklich. Und ich habe mir doch versprochen, ich will nie mehr klagen, niemand anklagen, wenn ich nur ein einziges Mal habe glücklich sein dürfen. Aber jetzt will ich dieses Glück verlängern, ich will es wie jeder, dem es widerfahren ist, dieses sich verabschiedende Glück, das seine Zeit gehabt hat.“
MALINA. Ein Kriminalroman, eine Liebesgeschichte, ein Gesellschaftsdrama. Eine Sittenkomödie, ein Psychothriller, ein Puzzle. MALINA. Ein Titel, aber kein Frauenname, nein, wirklich nicht, nicht mal ein Vorname. 1971 erschienen als erster und einziger Band des groß angelegten Romanprojekts TODESARTEN, von der Literaturkritik verrissen und später rehabilitiert: MALINA. Als unverfilmbar geltend 1991 verfilmt, auf alle denkbaren und undenkbaren Interpretationen hin gedeutet, als Verarbeitung der NS-Zeit, als Autobiographie, als Abrechnung, immer wieder auch als prophetische Abschiedsvision: Ingeborg Bachmann stirbt zwei Jahre nach der Veröffentlichung in Rom, sie wird nur 47 Jahre alt, ihr Tod jährt sich 2023 zum 50. Mal. Der berühmte letzte Satz: „Es war Mord.“ MALINA.
Schauplatz der Handlung ist Wien, als Hölle und Arkadien gleichermaßen. In der Ungargasse 9 wohnt Ivan, in der Ungargasse 6 wohnen Malina und die Erzählerin. Und in ihren nächtlichen Alpträumen haust der Vater. Zwischen dem kontrollierten Geschäftsmann Ivan und der namenlosen Erzählerin entspinnt sich eine unmögliche Liebesgeschichte – voller blinder Hingabe und hellsichtiger Abgrenzung.
Und allmählich tritt auch noch ihr Mitbewohner auf den Plan, der schweigsame Historiker Malina, der sie anfangs behütet, doch dann immer mehr wie ein Schatten über sie gleitet. Zunehmend verschwimmen Realität und Fiebertraum, Innen und Außen, Ich und Er. Ein Kampf um Identität, um Selbstbehauptung, um das eigene Begehren. Ein Überleben in seiner männlichen Welt scheint unmöglich. Ingeborg Bachmann selbst schrieb über den Roman: „Eine Frau zwischen zwei Männern. Eine letzte große Leidenschaft. Ein Leichnam, der nicht gefunden wird. Verwischte Spuren, Schritte. Jemand also, der noch auf und ab geht, in dieser Wohnung – stundenlang: MALINA.“