Das Sigmund Freud Museum lädt am 21. Oktober zur mittlerweile einundfünfzigsten Sigmund Freud Vorlesung.
On the Excessive Power of “Affective Coloring”:
Trauma, Race and the Dance of Death
(Zur Übermacht der Affektbetonung: Trauma, race und der Tanz des Todes)
„Mein Vortrag befasst sich mit der von Freud in den Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse getroffenen Unterscheidung zwischen ‚traumatischen Neurosen‘, die in Kriegszeiten oder nach Unfällen mit Lebensgefahr entstehen, und ‚spontanen Neurosen‘, die üblicherweise in der Analyse untersucht und behandelt werden. Mein Interesse an der Ökonomie und Genealogie der traumatischen Neurose konzentriert sich auf die Kürze ihres zeitlichen Auftretens – eine ‚Fixierung an den Moment‘, ‚eine kurze Zeit‘ –, deren überstarke Affektbetonung die Subjekte in eine Angst vor imminenten Erwartungen versetzt, ‚als ob [die traumatische Situation] noch als unbezwungene aktuelle Aufgabe vor ihnen stände‘.
Ich werde im Umgang mit Erfahrungen rassistischer Fixierung, postkolonial und zeitgenössisch, für eine Unterscheidung zwischen systemischem Rassismus und traumatischem Rassismus plädieren. Mein Vortrag wird sich mit Fragen der Kunst, Politik und Poetik befassen und sich mit den Werken von Frantz Fanon, James Baldwin, William Kentridge, Claudia Rankine und anderen Gleichgesinnten auseinandersetzen.“ (Homi K. Bhabha)
Homi K. Bhabha ist Anne F. Rothenberg-Professor am Department of English and Comparative Literature an der Harvard University. Dort war er außerdem Direktor des Humanities Center und Gründungsdirektor des Mahindra Humanities Center und Berater des (Universitäts-)Präsidenten und Kanzlers in geisteswissenschaftlichen Fragen. Er ist Autor zahlreicher Werke, die sich mit postkolonialer Theorie, Psychoanalyse, kulturellem Wandel und Macht, zeitgenössischer Kunst und Kosmopolitismus beschäftigen. Zu seinen Schriften gehören The Location of Culture, der Sammelband Nation and Narration und Vorworte zu den Schriften von Frantz Fanon. Bhabha hat Artikel über zeitgenössische Kunst für Artforum und Ausstellungskataloge verfasst. Er ist Corresponding Fellow der British Academy, Fellow der Royal Society of Literature und Critic-in-Residence am Boston Museum of Fine Arts. Er ist Ehrendoktor der Université Paris 8, des University College London, der Freien Universität Berlin und der Universität Stellenbosch.