TRIUMPH DES ZEIGENS. ZUR POLITISCHEN PHÄNOMENOLOGIE VON SIEG UND NIEDERLAGE
Vom mittelalterlichen Köpfen des Feindes, Siegesparaden, Triumphbögen bis
hin zum christlichen Kreuz, das zugleich als irdische Niederlage und himmlischer Sieg gelesen werden kann, und bis hin zu heutigen Verlierergruppen der Gesellschaft (Arbeitslose, Prekariat) – stets begleiten den Tatbestand von Sieg (“Erfolg”) und Niederlage eindeutige Gesten und Zeichen (wie etwa das “Victory”-Zeichen oder das erhobene Haupt). Wie sind diese beschaffen, wie werden sie geäußert, und woher stammen sie? Zoran Terzics These lautet, dass das kulturelle Vokabular des Zeigens größtenteils aus dem Fundus des Krieges stammt und dass die Enkulturierung vor allem in heutigen kapitalistischen Gesellschaften permanent neue Sieger- und Verlierertypen produziert, die als Bestandteil eines “Sinnkapitals” innerhalb des öffentlichen Diskurses zirkulieren und als Ersatzmarker der Souveränität fungieren. Sportler werden zu Nationalheroen, Schriftsteller zur “Persona non grata”, und Trendbüros bescheinigen einen “In”- oder “Out”-Status.
In Hinblick auf Vilém Flussers Phänomenologie des Zeichens, Michel Foucaults “genealogische Achse der Historie”, Roland Barthes’ Typologie des Neutrums und unter dem Banner von Bazon Brocks Strategem von der “Zivilisierung der Kulturen” behandelt Zoran Terzic die heutigen Verkehrungen von Sieg und Niederlage, ihre Wichtigkeit für den ontologischen und politischen Diskurs der Moderne und die unmöglichen Möglichkeiten, das Paradigma der Souveränität außer Kraft zu setzen.
Zoran Terzic wurde 2006 am Lehrstuhl für nichtnormative Ästhetik und Kulturvermittlung an der Universität Wuppertal (bei Bazon Brock) promoviert, im Jahr 2000 Master of Fine Arts, Bildende Kunst, School of Visual Arts, New York. Er ist IFK_Research Fellow.
Publikationen u. a.: Erinnern als Vergessen – zur Ästhetik der ideologischen Kehre, in: Stefan Troebst (Hg.), Visuelle Geschichtskultur Bd. 3: Südosteuropa. Zwischen Nostalgie, Amnesie und Allergie: Erinnerung an den Kommunismus. Köln/Weimar/Wien 2007; Kunst des Nationalismus, Berlin 2007; God Design – A Quick Guide to Transcendence, in: Happy Believers (Katalog zur 7. Werkleitz Biennale 2006), Halle 2006; Between Destiny and Contingency, in: Pål Kolstø (ed.), Myths and Boundaries in Southeastern Europe, London 2005.