Brixton Street Studio dokumentiert die einzigartige kulturelle Vielfalt des sich im Zentrum von London befindlichen Bezirkes Brixton. Die städtische Gemeinschaft wird anhand Fotoportraits ortsansässiger Menschen mit Hilfe eines mobilen Photo-Studios und eines gemalten Hintergrundes dargestellt. Die Absicht des Projektes ist es, einen breiten Querschnitt von Brixton-Bewohnern zu photographieren, wie sie ihrem Alltag nachgehen, wobei sie vor einem phantastischen Hintergrund abgelichtet werden, der sie aus ihrer alltäglichen Umgebung hinausbefördert.
Brixton ist Teil eines der am stärksten bevölkerten Bezirke im Vereinten Königreich. Obwohl sich die Gegend in einer sich erneuernden Phase befindet, leiden noch immer Teile des Bezirkes unter sozialer Armut. Die Gegend weist mit 157 verschiedenen in den Schulen gesprochenen Sprachen einen breiten ethnischen Mix auf. Die beiden größten ethnischen Minderheiten bestehen aus Schwarzen aus der Karibik und Afrika. Diese interessante Gegend Londons besticht mit einer eindrucksvollen lokalen Geschichte von Migration und Kunst.
Im Zuge des Projekts wurden Hunderte von Menschen vor drei verschiedenen gemalten Kulissen an unterschiedlichen Plätzen in Brixton photographiert. Die Hintergründe stellen gemalte Szenen dar, die die Stimmung und den Stil der jeweiligen Plätze reflektieren, gleichzeitig stellen sie jedoch auch einen surrealen Zusammenhang her, der den tatsächlichen Aufenthaltsort der photographierten Personen transferiert: am Lido, eine sonnenüberflutete Strandszene; am Markt, ein mit Obst, Gewürzen und Gemüse gefüllter Stand; bei lokalen Kirchen werden ein typisch karibisches schindelbedecktes Kirchenportal und Brixton-Bewohner, die das pulsierende und chaotische Nachtleben genießen, vor einer Rum-Bar am Strand photographiert.
Die hinter den gemalten Kulissen stehende Idee besteht darin, jene Teile der Welt zu reflektieren, die einen wesentlichen Anteil an Brixtons Geschichte und Kultur haben, nämlich insbesondere die Karibik und Afrika. Außerdem sollen die Hintergründe auch Destinationen abbilden, die gewisse Sehnsüchte evozieren. In der Studio-Photographie gibt es weltweit eine lange Tradition, Menschen in einer idealisierten Umgebung darzustellen, was bei der Gestaltung unserer exotischen Kulissen mitbedacht wurde. Nicht alle Bewohner aus Brixton sind afrikanisch-karibischen Ursprungs – die Kulissen sollen vielmehr auf spielerische Art die Geschichte des Ortes Brixton widerspiegeln, innerhalb dessen sich die Gemeinde weiter diversifiziert hat. Unser Ziel ist es nicht, unsere eigene Interpretation unseren Subjekten aufzuerlegen, sondern diese ihre Beziehung zu ihrer Umgebung nach ihrem eigenen Ermessen gestalten zu lassen.
Das Projekt baut auf der weltweiten Tradition der Studio-Portraitphotographie auf, verbindet diese jedoch auch mit einer spezifisch britischen Photographieschule, nämlich jener der Straßenphotographie. Brixton Street Studio bringt das Fotostudio auf die Strasse und macht Portraits für alle zugänglich, die sich einbringen und photographiert werden möchten.
Brixton Street Studio möchte bei jenen, die an dem Projekt teilnehmen, das Bewusstsein erhöhen, dass sie Teil der Dynamik einer breiteren Gesellschaft sind und die Bedachtnahme und Definierung der Identität dieser Menschen ermöglichen. Wir glauben, dass eine Photographieausstellung von ortsansässigen Menschen, die sich teilweise zum ersten Mal an einem Kunstprojekt beteiligen und ihr eigenes Bild neben jenen von Freunden und Fremden an der Wand hängend betrachten, ein wirksames Mittel zur Selbstbestimmung in einer sich schnell wandelnden Gemeinschaft darstellt.