Karl Bruckschwaiger und Katherina Zakravsky
Lecture Performance.
Dort, in jener fernen Ansammlung von Klein- und Kleinstobjekte, die am Rande unseres Systems in 50 bis 500 Astronomischen Einheiten Entfernung um die Sonne kreisen, verschwimmt seit einigen Jahren schon fast traditionell die Grenze zwischen echtem Planet, echtem Planetoid und echtem großen Felsklumpen. Mit zunehmend besseren Instrumenten buhlen Forschergruppen darum, im Kuiper-Gürtel Himmelskörper von möglichst imposanten Dimensionen zu finden. Diese werden dann in Relation zum bis dato bekanntesten Nachbarn gesetzt: Pluto. Je günstiger der Vergleich ausfällt, desto mehr Prestige ist aus der Entdeckung zu schlagen - schließlich trägt Pluto nicht nur die drögen Titel des größten, hellsten und nächsten aller “Trans-Neptun-” und “Kuiper-Gürtel-Objekte”, sondern ist vielmehr im kulturellen Wissensschatz der Menschheit historisch als letzter, äußerster “Planet” des Sonnensystems verankert.
http://apollo.zeit.de/wo/article.php?id=784848
Die Erniedrigung eines vertrauten Planeten zur anonymen Nummer ist Anlass für eine kurze Abschweifung über die Gesellschaft der Quasi-Objekte und Konstrukte, die laut Bruno Latour als gleichberechtigte politische Akteure zu behandeln sind. Wenn selbst ein Himmelskörper in diese Lage kommen kann ist wohl alles möglich.
Diskret untermalt von Gustav Holst’s Suite „The Planets“ stellt Katherina Zakravsky Karl Bruchschwaiger Fragen zum gleichnamigen neuen Wissenschaftsschmöker von Dava Sobel.
(Eintritt frei)
In Kooperation mit Getdesigned präsentiert das Schaufenster die Installation 134340. Im Zentrum steht darin die Frage nach der gegenseitigen Wirkung von Kunst und Alltag im Gesamtkontext des Wandels und der Veränderung. Innerhalb einer bestimmten Zeit transformiert sich dabei der funktionelle Raum eines Büros in einen temporären Kunstraum, in dem anschließend der künstlerische Diskurs erfolgt. Inspiration und Ausgangspunkt der Installation ist die gegenwärtige Bestimmung Plutos, der sich mit der Aberkennung des Planetenstatus selbst in einem elementaren Wandel befindet. Seine neue offizielle Bezeichnung als Zwergplanet ist 134340.
In 134340 wird in vier Stationen mit minimalen Zeichen und abstrakten Symbolen der empirischen Neudefinition die mythologische Bedeutung des Himmelkörpers als erschaffendes und zerstörendes Prinzip gegenübergestellt. Der Aufbau der einzelnen Stationen als Lichtinstallation nur von der Straße aus ersichtlich zieht sich wie ein roter Faden durch den Dezember, wobei die Räumlichkeiten weiterhin als Büro genutzt werden. Nach der Reduktion auf den Kunstraum wird die Gesamtinstallation im Jänner für das Publikum zugänglich. Im neu geschaffenen Raum finden themenimmanente Performances und Konzerte statt.
Das Programm zwischen 14. und 18. Jänner ist unterhalb abrufbar. Der Eintritt ist frei.