Kerstin Buchwald
M. Minette Dreier
Lena Braun aka Queen Barbie
Die Auferstehung und Einverleibung der Baronin Leonie Puttkamer-Gessmann in Wien
DER LEO war bekannt wie ein bunter Hund, doch sprach man in Wien über sie nur hinter vorgehaltener Hand. Eine Kokotte! Und dazu noch eine Invertierte! „Der Leo“ entstammte dem ganz alten vornehmen Adel. Ihre Eltern waren die größten Großgrundbesitzer Pommerns, angesehen bei Hofe, steinreich. Doch Pommernland war „abgebrannt“. Die Inflation hatte die Gesellschaft umstrukturiert und nun mußte man sich arrangieren. Und „der Leo“ tat das, in Wien.
Sie ließ sich aushalten, liebte um zu leben, heiratete „ganz nach oben“. Trotz ihrer Invertiertheit. Invertiert sein war ein krimineller Akt, im Wien der Zwanziger Jahre. Glaubt man so einer, wenn der Ehemann behauptet, sie habe ihm Arsen in den Kaffee gegeben? Wohl kaum. Der Leo kommt in den Knast. Als sich herausstellt, daß Frau Puttkammer-Gessmann unschuldig ist, greift Herr Gessmann zum letzten Druckmittel: Er bezichtigt seine eigene Frau der Homosexualität, obwohl er sie heiratete, weil er gerade das, so sexy fand.
Zurück in den Knast, ab, Marsch, Frau Baronin! Ein Einblick in die Gerichtsakten verrät Vieles, Lena Braun verrät es uns: Herr Gessmann war eifersüchtig auf die, übrigens per Ehevertrag erlaubten, Gespiellinnen seiner Frau, vor allem auf ihre Liason mit Anita Berber. Die Invertierte mußte Wien verlassen, sie starb in bescheidenen Verhälnissen in Berlin.
Lena Braun aka Queen Barbie läßt die skandalöseste Baronin Wiens wiederauferstehen und verleiht sich selbst für diesen Akt die Ehrenmedaille der Stadt. Sie läßt sich das Würdenzeichen Wiens auf den Arsch tätowieren, dort wo seit April 2007 bereits das Logenzeichen ihrer Queen Barbie Loge (Pendant der Lord Jim Loge von Kippenberger, Oehlen, Schlick etc.) prangt. Spezialgast ist der Tattookünstler Max Schmal (Stichtag - Graz).