29.05.-21.06.2008
Mario Grubisic
Der locker und unbedacht wirkende Eindruck seiner Arbeiten ist Programm. Präzision soll gerade nicht hergestellt werden. Das Flüchtige wird inspiriert durch die Schnelligkeit und Unbeständigkeit des täglichen Lebens.
Mit seiner spielerisch lässigen und offenen Arbeitsweise sowie installativen Art der Präsentation seiner Arbeiten (Objekte, Alltagsgegenstände , Videoscreen und Musik) hinterfragt Grubisic die gängige Kunstproduktion und Dauerhaftigkeit eines Wertesystems.
Bei näherer Betrachtung entpuppen sich Grubisics Arbeiten trotz allem als sorgsam durchdachte Kompositionen, bei denen er sich an Verweisen aus der Kunstgeschichte, Musik, Literatur, Philosophie, den Naturwissenschaften, aber auch aus kurzfristigen Wahrnehmungsprozessen bedient.
In der Ausstellung bei Amer Abbas zeigt Grubisic neue Objekte, die aus der Auseinandersetzung mit realen und fiktiven ("nad-real") Situationen entstanden sind. Diese Objekte sind ein Versuch eine neue Perspektive zu eröffnen.
Geboren 1976 in Innsbruck. 2002 Diplom der Akademie der bildenden Künste bei Franz Graf und Rene Green.
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in In- und Ausland.
Tamuna Sirbiladze
TAMUNA TAKES TIGER by TAIL
Im Tibet des 19\. Jahrhunderts waren Tigerfelle und tantrische Teppiche mit Tigern Symbole für weltliche Macht. Die Teppiche versuchten oft die Form und das Aussehen der Tigerfelle nachzuahmen. Bei anderen tibetischen Teppichen dieser Zeit waren querverlaufende schwarze Streifen ein abstraktes Zeichen für das mächtige Tier.
Der Zusammenhang zwischen den tibetischen Teppichen und der Kunst der georgischen Künstlerin Tamuna Sirbiladze mag nicht offensichtlich erscheinen. An sich benötigt Repräsentation das Erzählen von Geschichten, bei denen Abstraktion Farbe oder Geometrie, Geste oder Raum sein kann. Aber auch in der so genannten Abstraktion kann sich ein bestimmtes Maß an Realismus durchsetzen. Die verschiedenen Arbeitsweisen von Sirbiladze unterscheiden sich, wie sich ein ein richtiges Tigerfell von einem Teppich der wie ein Tigerfell aussieht und dem abstrakten Muster des Tigers unterscheidet. In jedem Fall verhandelt Sirbiladze ihre Beziehung zu dieser Bestie, die sich Kunst nennt. Abstrakt oder gegenständlich, Tamuna hat den Tiger am Schwanz gepackt.
Die Künstlerin hat ein Repertoire an verschiedenen Praktiken entwickelt: Malerei, Skulptur, Fotografie, Video und Performance. Diese verschiedenen Formen schwanken zwischen gegenständlichen und abstrakten Perioden. (...)
Sirbiladzes Malerei ist expressiv, ob es eine figurative Darstellung in Bye, Buy, Bush (2006) oder eine Amalgamierung von Farben und Gesten ist. Die Malereien sind großformatig und nichts an ihnen ist ängstlich. Einige Arbeiten können richtiggehend als Herausforderungen oder Wagnisse angesehen werden. Ich fordere dich auf mich herauszufordern. Diese freche Ansage unterscheidet Sirbiladze von der Masse der Schüchternheit und Banalität. Tamuna packt den Tiger beim Schwanz macht Kunst, die die Essenz von “Anti-Schüchternheit” ist.
Julie Ryan
Geboren 1971 in Tbilisi, Georgien. 1997-2004 Akademie der Bildenden Künste Wien, 2003 Slade School of Art, London. Lebt in Wien und London. Zahlreiche Ausstellungen.