Es führt Anna Popelka.
Wohnen am Park
Die Bauvisite 126 führt zum ehemaligen Nordbahnhofgelände. 30.000 BewohnerInnen werden in den nächsten Jahrzehnten dort ihr Zuhause bekommen. Entlang der Vorgartenstraße/Höhe Rudolf-Bednar-Park entsteht der Wohnbau „Wohnen am Park“ von PPAG. 274 Wohnungen, erschlossen über vier Stiegenhäuser, formen den zehngeschoßigen Bau mit 190 Meter Länge.
Der Wohnbau folgt keiner eindeutigen Typologie. Auf ein Regelgeschoß wird verzichtet. Begrenzt ist der Wohnbau im Süden durch den Park, im Norden durch die Straße. Parkseitig siedeln monoorientierte Geschoßwohnungen, straßenseitig werten Maisonetten mit internen zweigeschoßigen Lufträumen die benachteiligte Lage auf. An besonderen Stellen im Haus teilen durchgesteckte Wohnungen den zentralen Erschließungsgang in unterschiedliche Abschnitte, die sowohl pragmatische Brandabschnitte sind, als auch als Zonen der Orientierung und Nachbarschaft dienen. Ein dunkler, monotoner Mittelgang wird vermieden, stattdessen entstehen Orte und Räume zum Wiedererkennen: der zweigeschoßige Luftraum vor der Wohnungseingangstür, die Doppelstütze im sich aufweitenden Gang, der abknickende Gang zur Straßenfassade mit Ausblick. Dadurch werden hausintern Subgemeinschaften gebildet. Kein Abschnitt gleicht dem anderen: Nicht nur die mögliche Tapete oder Wandgestaltung dienen der Identifikation, sondern die Architektur selbst impliziert eine räumliche Vielfalt. Der Gangbereich vor der Wohnung wird so zum gemeinsamen Vorzimmer der Nachbarschaft.
Das Erdgeschoß bleibt fast nutzungsfrei und ist ein großzügiger, offener Ein- und Durchgang zum Park mit überdachten Spiel- und Sportplätzen. Die Erschließung des Hauses erfolgt über vier Stiegenhäuser. Im ersten Obergeschoß sowie auf dem Dach wird die gesamte Länge des Hauses erfahrbar: Alle Stiegenhäuer sind hier durch einen zentralen Gang verbunden, der auch den Zugang zu den Fahrrad- und Kinderwagenabstellräumen sowie den gemeinschaftlich genutzten Waschküchen und dem Kinderspielraum ermöglicht. Das Dach ist öffentlich begehbar, eine ausgestreckte Dachterrasse, die die gesamte Länge ausnutzt, lädt zum Spazieren und Ausblicken ein.
Das Haus bringt seine innere Organisation zum Ausdruck, seine Statik, seine Wohnungstypologie und deren Erschließung. Die großformatigen Öffnungen (Maisonetten) zur Straße eröffnen, verglichen mit den konventionellen Fenstergrößen zum Park (Geschoßwohnungen), eine Diskussion über den tatsächlichen Maßstab des Hauses. Der jeweilige Blick verwirrt den Betrachter ob der tatsächlichen Geschoßzahl und Größe des Hauses. Die technisch-materielle Ausformung folgt den Gegebenheiten des sozialen Wohnbaus. Die Robustheit des Ansatzes (die Räumlichkeit) ist entscheidend.