Der Irland-Photograph Heinz Grosskopf, die Bogside Artists von Derry (Nordirland) und der Fall der Berliner Mauer
Ab 17. April stellt der als Irland-Photograph bekannt gewordene Heinz Grosskopf im Cafe Club International C.I. eine Serie von Photographien aus, die allesamt unter dem Sammelbegriff “Mauern“ stehen. Bei der Eröffnung wird der Autor Stephan Alfare das von ihm verfasste Vorwort zum Bildband „IRLAND in vergangener Gegenwart“ von Heinz Grosskopf lesen und Jakob Lediger aus den von Heinz Grosskopf verfassten Texten.
Die Photo-Ausstellung konzentriert sich auf jene Mauern, Wände und Häuserfronten, an denen der Künstlerzusammenschluss „Bogside Artists“ des katholischen Bogside-Viertels der nordirischen Stadt Derry in Form von „Murals“ (politische Wandgemälde) wichtige Ereignisse des Nordirland-Konflikts dargestellt hat. Kunst erinnert hier an die Geschichte des Leidens und der Unterdrückung in Nordirland (die offenbar noch nicht zu Ende ist, da die Gewalt in jüngster Zeit wieder aufgeflammt ist).
Heinz Grosskopf hat diese Dokumente des Widerstands in beeindruckenden „stillen“ Photographien festgehalten. Die menschenleeren Szenerien, die Tristesse der verlassenen, heruntergekommenen Gegend sind stumme und dennoch vielsagende Zeugen der Geschichte des über 30 Jahre währenden Bürgerkriegs in Nordirland mit Gewalt und Blutvergießen.
Im Gedenkjahr des Falls der Berliner Mauer (1989) sollen hier Parallelen und Querverbindungen als Klammer zu Unterdrückung und Widerstand überall auf der Welt hergestellt werden und über die historischen Fakten betreffend Irland hinaus Allgemeingültigkeit erlangen. Der Appell, gemeinsam Mauern niederzureißen und Grenzen zu überwinden, soll stets gegenwärtig sein. Der Spruch „many have eyes but cannot see“ auf einer der Hauswände fordert dazu auf, hinzusehen und die Augen nicht vor der Ungerechtigkeit zu verschließen.
Der Photograph Heinz Grosskopf, geboren 1949 in Innsbruck, arbeitet und lebt seit vielen Jahren in Ottakring. In den 70er Jahren hat er Irland als „sein Land“ für sich entdeckt und hier vor allem die Nordwestküste seitdem immer wieder mit dem Fahrrad und der Kamera bereist. Grosskopf hat aber nicht nur die stimmungsvollen Impressionen dieses Landes festgehalten, er ist auch Dokumentarist, dem es gelingt, eine „Balance zwischen Ästhetik und handfester Thematik“ (zit. Krista Hauser) zu finden.
In zahlreichen Ausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen und Publikationen hat Grosskopf Irland und seine Menschen in allen Facetten dargestellt.
Stephan Alfare, geboren 1966 in Bregenz/Vorarlberg, 1987-1990 Reisen nach Ex-Jugoslawien, Griechenland, Italien, Frankreich und die Türkei, von 1990-1996 Sargträger in Wien-Ottakring, lebt heute in Wien als freier Schriftsteller. Zuletzt erschien 2008 der Roman „Meilengewinner“. Alfare, der selbst noch nie in Irland gewesen ist, hat sich von Grosskopfs Begeisterung anstecken lassen und das Vorwort zum 2008 erschienenen Bildband „IRLAND“ verfasst, das er zur zur Eröffnung lesen wird.
Aus den von Heinz Grosskopf verfassten Texten im Buch liest der der 1965 in Linz geborene Autor und Künstler Jakob Lediger (Mitbegründer des Ateliers und Kunstvereines SyndikART in Wien-Ottakring).
Die Ausstellung ist bis 14. Mai täglich von 8 bis 2 Uhr zu besichtigen.