Dem bekannten Begriff des Riot Grrrl, der im Kunstzusammenhang auf feministische Kunst im Rock- und Punkkontext verweist, möchte ich den selbst formulierten Begriff des Griot Girlz entgegensetzen. Griot Girlz stehen ebenfalls für feministische Kunst, jedoch stehen sie im Kontext von Musik mit “afrikanischen Wurzeln” (Hip Hop, Jazz, Drum & Bass etc). Das Wort “Griot” wird meist in der Ethnologie verwendet und bezeichnet in oralen afrikanischen Kulturen die Personen, die die Geschichte des Stammes bewahren und mündlich überliefern. Griot Girlz erzählen eine Geschichte, oft aber nicht nur in
gedächtnisstützender Technik wie dem Reim oder dem Rap.
Die Ausdrucksformen, Kontexte und Sprachen von traditionell “weißen” musikalischen Szenen werden in der Kunst problemlos aufgenommen. Ich denke dabei an immer wiederkehrende Bezüge von Kritikern und Theoretikern zu Musikern wie Bob Dylan - Bezüge, die z.B. von Diedrich Diederichsen in Eigenblutdoping gleichzeitig dekonstruiert und umarmt werden; und an solche in Artikeln und Ausstellungen zu Künstlerinnengruppen wie Chicks on Speed, die sich in der Tradition von Riot Grrrl und weltweiten Ladyfesten situieren; den gemalten Punk Attitüden von Daniel Richter; Dan Grahams Rock My Religion; oder dem deutschen “Welle-Kitsch” im Werk von Jonathan Meese.
Beim Anblick von Kunst, die sich auf die Tradition der afrokaribischen Diaspora bezieht, scheint die zeitgenössische kontinental-europäische Kunst jedoch noch immer sprachlos, da fehlen die Worte und vor allem der kulturelle Bezug.
(Ina Wudtke)
Ina Wudtke (geboren 1968), lebt und arbeitet seit 1998 in Berlin.
Künstlerin, Kuratorin, Herausgeberin von NEID Magazina und DJ.