Eröffnung der Ausstellung
Bertha von Suttner Revisited
mit Maja Bajević, Zbyněk Baládran, Madeleine Bernstorff, Christa Biedermann, Pauline Boudry/Renate Lorenz, Laurie R. Cohen, Chto Delat, Jiří Kovanda, Ilona Neméth, Liesl Raff, Isa Rosenberger und Société Réaliste
Eröffnungs-Performance von Jiří Kovanda
20.30 Uhr Filmvorführung von (Anti-)Suffragetten-Filmen 1906 – 1913 aus europäischen Archiven (35mm Vorführung durch Florian Pausch) mit musikalischer Begleitung durch Gerhard Gruber (mit Unterstützung des Filmarchiv Austria)
Zur Ausstellung und den KünstlerInnen
Die Ausstellung „Bertha von Suttner Revisited“ zeigt im Schüttkasten, in der Orangerie, im Park des Schlosses sowie im Ortsbereich Harmannsdorf Arbeiten von zehn internationalen KünstlerInnen, die in Bezug zu den Ideen und dem kosmopolitischen Weltbild der österreichischen Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843-1914) stehen. Begleitet von der Historikerin und Suttner-Forscherin Laurie Cohen wird die politische und kulturelle Arbeit Bertha von Suttners als Rahmen aufgefasst, ohne die Person Suttners ins Zentrum zu stellen. Vielmehr wird Suttners Tätigkeit als Schriftstellerin, Friedensaktivistin und Frau als ein offenes Bezugsfeld weit reichender Themen und Ideen gesehen.
Bezüge zur Biografie Suttners sind vor allem mit dem Ort gegeben: Schloss Harmannsdorf war Bertha von Suttners Wohnort nach ihrer Rückkehr aus dem Kaukasus 1885. Heute ist das Schloss in Privatbesitz und Sitz des Internationalen Bertha von Suttner Vereins, der im neu renovierten Schüttkasten Ausstellungen und Konzerte veranstaltet.
Zur Eröffnung zeigt die Filmhistorikerin Madeleine Bernstorff ein Programm von Suffragettenfilmen. Obwohl Bertha von Suttner nicht der Ersten Frauenbewegung angehörte, sondern sich hauptsächlich mit der diplomatischen Durchsetzung, Finanzierung und Veröffentlichung der Friedensbewegung befasste, hatte sie Spott und Kritik ebenso wie die Sufragetten zu verkraften. Dies wird in den von Laurie Cohen ausgewählten und kommentierten Karikaturen deutlich, die in der Ausstellung zu sehen sind.
Eine zweite historische Anbindung findet sich in der Arbeit von Pauline Boudry/Renate Lorenz. Der Film „normal work“ reinszeniert vier historische Fotografien der Hausangestellten Hannah Cullwick im viktorianischen Zeitalter, die sich als Sklavin eines bürgerlichen Mannes inszenierte. Hannah Cullwicks Porträts und Selbstporträts (im damals ganz jungen Medium Fotografie) verweisen auf die Unterschiede der Klassen, Geschlechter und „Rasse“ und die Durchquerung gesellschaftlicher Positionen und deren Konsequenzen damals und heute.
Christa Biedermann persifliert in ihrer comicartigen Wandzeitung die Rüstungsindustrie und den Militärdienst aus der Perspektive der österreichischen, feministischen Friedensbewegung der 1970er Jahre.
Mit Jiří Kovanda, der am Eröffnungsabend der Ausstellung eine Performance veranstaltet, und Zbyněk Baládran nehmen auch zwei Künstler aus Prag, der Geburtstadt Bertha von Suttners, deren Mädchenname Kinsky war, am Projekt teil. Zbyněk Baládran hat ein Sensorium für Transformationsprozesse und deren Umsetzungen entwickelt und arbeitet in postkonzeptueller, poetischer und analytischer Weise.
Isa Rosenberger und die aus Sarajevo stammende Künstlerin Maja Bajević thematisieren in ihren Arbeiten den Jugoslawienkrieg und zeigen darin die Traumata und Wunden, die für Generationen entstanden sind.
Die in Bratislava lebende Künstlerin Ilona Németh stellt anhand einer Landkarte Europas dar, welche Staaten (und zu welchem Zeitpunkt) für sich beanspruchten, das Zentrum Europas zu sein und führt uns ironisch vor, wie politische Macht und Größe ad absurdum geführt werden.
Das in Paris arbeitende Künstlerduo Société Réaliste (Jean-Baptiste Naudy/Ferenc Gróf) wandelt das bekannte Zitat des Militärtheoretikers Carl von Clausewitz „Krieg ist die Fortsetzung der Politik unter Einbeziehung anderer Mittel“ in „Die Zukunft ist die Fortsetzung der Vergangenheit unter Einbeziehung anderer Mittel“.
Chto Delat, eine russische Künstlergruppe analysiert in Brechtscher Manier die jüngste russische Vergangenheitsbewältigung von 1991 in einer Satire. „Chto Delat / Was tun?“ war als Aufruf zu weit reichenden gesellschaftlichen Veränderungen wie Sozialismus und Frauenemanzipation angelegt so wie Bertha von Suttners 1889 erschienener Roman „Die Waffen nieder!“ als Aufruf zur weltweiten Abrüstung.
Kuratorinnen: Susanne Neuburger, Hedwig Saxenhuber
Ausstellungsdauer: 14. Juni bis 27. September 2009
Shuttlebus von Wien nach Harmannsdorf: ab Wien, Universität, Grillparzerstraße / Ecke Rathauspark, Abfahrt: 16.00 Uhr, Rückfahrt: ca. 23.00 Uhr; Um Anmeldung wird gebeten unter: 02742 9005 16273, Unkostenbeitrag 5€