Erreichbarkeit: U1 bis Leopoldau, Autobus 32A bis Ratzenhofergasse oder Straßenbahn 30, 31 bis Brünner Straße/Gerasdorfer Straße. Treffpunkt vor dem Gebäude.
Architektur: Viktor Hufnagl
Bauherr: Volksbau gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft
Wettbewerb: 1973
Planung: 1973–1979
Ausführung:1980–1983
Es führen Jasmin Bayer (dissertiert über Hufnagl) und Isolde Janu (Bewohnerin).
Bauvisite 136 führt zu einer Wohnanlage mit 380 Wohnungen des ÖGFA-Gründungsmitglieds Viktor Hufnagl, vor zwei Jahren verstorben. Die Anlage soll demnächst gegen den Willen der Mehrheit der BewohnerInnen thermisch saniert werden – die Frage des Erhalts der architektonischen und Nutzungsqualitäten ist offen.
Die Wohnhausanlage Gerasdorfer Straße ist ein exemplarischer Beitrag zur Gartenstadtidee, deren konzeptionelle Stärke bis heute spürbar ist. Hufnagl hatte im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs unter dem Titel „Dorf in der Stadt“ 1973 eine typologische Bebauungsstudie durchgeführt, die die Vorzüge einer Gartenstadtsiedlung gegenüber anderen Bebauungsformen veranschaulichte. Der Architekt verwies auf den Modellcharakter seines Vorschlags, er verstand seinen Entwurf als grundsätzlichen Beitrag wider die Zersiedelung der Landschaft durch die im Umfeld vorherrschende Einfamilienhausstruktur. Beispielgebend dafür waren Angerdörfer wie Leopoldau oder Kagran und Siedlungen der Zwischenkriegszeit wie etwa Am Freihof, Hermeswiese, Lockerwiese oder Rosenhügel. Das typologische Konzept folgt der topografischen Lage der langen, schmalen Streifenparzellen und fügt sich durch die niedrige Randbebauung mit Höfen und Plätzen maßstäblich in die Umgebung ein. Arkaden am Rand der Höfe, Dachterrassen, Loggien und Brückentorbauten als Hofabschlüsse bestimmen die leicht geschwungenen Zeilen. Ein vielfältiges Wohnungsangebot mit geschoßebenen Raumfolgen, Maisonnette- und Split-Level-Wohnungen in zwei bzw. drei Ebenen kommen dem Wohnwunschbild „Einfamilienhaus“ überraschend nahe. Die Autoabstellplätze wurden an den Rändern der Siedlung in Erdmulden angeordnet. Die in Beton-Fertigbauweise realisierte Wohnhausanlage mit einem signifikanten Fugenbild weist als Charakteristikum grüne Schiebeläden auf, die den dörflichen Charakter der Bebauung verstärken. Dieses Projekt gilt noch heute als eines jener raren Wohnbau-Beispiele, die sich mit den Leistungen des Roten Wien messen können. (Text: Gabriele Kaiser)
Veranstaltet in Kooperation mit dem Az W - Architekturzentrum Wien.
Die Teilnahme an der Bauvisite erfolgt auf eigene Gefahr. Veranstalter und Bauherr übernehmen keinerlei Haftung.
Wir danken für ihre Unterstützung: Kammer Arch+Ing für W, NÖ, B, Sektion Architekten, BKA – Kunstsektion und MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung.